Anfang Mai hatten wir die Firma Procter & Gamble um eine Stellungnahme zu diversen verdeckten Preiserhöhungen bei Food- und Nonfood-Artikeln gebeten.
Unser Vorwurf an Procter & Gamble lautete: Wer sagt, „Der Kunde ist der Boss“ und „Wir haben diesem offenen und konstruktiven Austausch immer einen hohen Stellenwert eingeräumt – sowohl im persönlichen Gespräch als auch über etablierte Dialogformate, …“, der darf nicht gleichzeitig Mogelpackungen anbieten.
Dabei haben wir als Mogelpackungen all diejenigen Packungen bezeichnet, die bei reduzierter Füllmenge zu unveränderten Preisen und mit unveränderter oder nur geringfügig veränderter Aufmachung verkauft wurden.
Dieses beliebte „Verkaufskonzept“ klappt vor allem deshalb oft unbemerkt, weil Verbraucher Gewohnheitstiere sind. Aus unzähligen Studien wissen Hersteller und Handel, dass Markenartikel eine hohe Kundenbindung bewirken können und dass, wer sich an einen Artikel erst einmal „gewöhnt“ hat, diesen auch wieder kauft. Er wird „markentreu“. Und er kauft „automatisch“, d.h. er weiß, wo und in welchem Regal sein gewünschter Artikel steht und er greift diesen – mehr oder weniger – unbesehen. Diese Erkenntnisse gelten unvermindert weiter, auch wenn die Markentreue der Verbraucher nach neueren Studien insgesamt nachlässt und die Aufmerksamkeit gegenüber den Verkäufertricks bei vielen Kunden zunimmt.
Im Falle von Procter & Gamble und deren Produkt Pringles liefert die Erkenntnis aus den Studien (z.B. geringe Markentreue bei Kartoffelchips) die vielleicht schlüssigste Erklärung für die stetige Reduzierung der Füllmengen: Man will bei rückläufigem Umsatz den Ertrag halten (evtl. sogar steigern). Das geschieht am einfachsten durch reduzierte Füllmengen pro Verkaufseinheit. Proteste des Handels sind dabei nicht zu erwarten, da dessen Spannen unverändert bleiben können. Die Sorge, dass die Kunden im Supermarkt die „Täuschung“ bemerken werden, ist gering, da – wie bereits erwähnt – die Ware stets am gleichen Platz steht und der Zugriff „automatisch“ erfolgt.
Wie reagiert nun Procter & Gamble?
Natürlich wird der Vorwurf einer Irreführung der Verbraucher zurückgewiesen.
Dies mit dem Hinweis darauf, dass „der jeweilige Inhalt nicht versteckt, sondern deutlich gekennzeichnet auf den Verpackungen angegeben ist.“
Wie es um die Deutlichkeit nach einer Reduzierung der Füllmenge bestellt ist, zeigt unser Vergleich von 3 Pringles-Packungen von denen zwei jeweils eine andere (reduzierte) Füllmenge haben.
Das sagt die Verbraucherzentrale Hamburg:
„Procter & Gamble ignoriert Verbraucherwünsche“ und stellt fest, dass Verbraucher sich überproportional häufig über Marken von Procter & Gamble beschweren.
Auch die Hamburger Verbraucherschützer sehen im Vorgehen von P & G ein ausgesprochen verbraucherunfreundliches Verhalten und einen klaren Widerspruch zur behaupteten „Nähe zum Verbraucher“. Die Stellungnahme im Wortlaut.
Weiter geht es in dem Schreiben von P&G mit einem Hinweis auf den „wettbewerbsintensiven Markt“ in Deutschland und die Tatsache, dass „nahezu täglich Sonderangebote in Form verschiedenster Größen und verschiedenster Preise“ angeboten werden. Gefolgt von dem Hinweis: „Wegen der Angebotsvielfalt bleibt den Verbrauchern nichts anderes übrig, als beim Einkauf das aktuell günstigste Angebot auszuwählen.“
Soweit keine Antwort auf unsere Frage!
Wir hatten keine Sonderangebote reklamiert und auch nicht die Artikelvielfalt. Wir hatten bemängelt, dass im „Normalangebot“ ein Paket Pringles mit reduzierter Füllmenge zum gleichen Preis angeboten wird, wie zuvor ein Paket Pringles mit größerer Füllmenge.
An dieser Tatsache ändert auch der abschließende Hinweis nichts, dass der Verbraucher ja außerdem den „gesetzlich vorgeschriebenen Grundpreis“ hat und so ein Preisvergleich möglich ist.
Wir bleiben also dabei:
Wenn eine Packung Pringles Chips mit nahezu unveränderter optischer Gestaltung und gleichzeitig reduzierter Füllmenge zum gleichen Preis angeboten wird wie die Packung „alter“ Aufmachung, dann ist das eine Mogelpackung.
Sind Sie auch dieser Meinung?

Links zum Thema:
Schluss mit Mogelpackungen ARD Mediathek
Mogelpackung spezial WDR Servicezeit
P & G wurden Anfang des Jahres mit über 200 Mill.Euro Strafe belegt( Kartellabsprache im Waschmittelmarken-Bereich). Außerdem stehen sie seit den 90er Jahren immer negativ im Rampenlicht(Tierversuche). Soweit mir bekannt, hat P& G Anfang 2011 “Pringles” verkauft. Ist aber noch größter Anteilseigner.Ich boykottiere alle P&G Produkte seit 20 Jahren.
Petra Karmainski