Die Hausbank genießt bei vielen Kunden großes Vertrauen. Wer seit Jahren zum gleichen Berater geht, verlässt sich auf dessen Empfehlungen. Doch gerade älteren Bankkunden werden immer wieder Anlagen angeboten, die nicht zu ihrer Lebenssituation passen. Bevor ein Anleger mit 65 Jahren sein Geld in eine möglicherweise riskante Anlage investiert, sollte er das Angebot gründlich prüfen, raten Experten. Genauso wichtig ist es, sich rechtzeitig zu überlegen, wofür das Geld gebraucht wird.
Keine allgemeinen Regeln
„Wenn einer 70-Jährigen ein geschlossener Fonds mit einer Laufzeit von zehn Jahren angeboten wird, ist das schon krass“, sagt Ariane Lauenburg, Redakteurin bei der Zeitschrift „Finanztest“ der Stiftung Warentest. Welche Anlage für eine Person geeignet ist, hängt von der individuellen Situation ab. Verfügt der Anleger über viel oder wenig Geld, ist er alleinstehend? Allgemeine Regeln aufzustellen, ist schwierig. In vielen Fällen gelte jedoch: „Wenn man 60 Jahre alt ist, sollte man daran denken, das Geld zusammenzuhalten und trotzdem eine günstige Wertentwicklung zu haben“, sagt Volker Pietsch vom Deutschen Institut für Anlegerschutz in Berlin.
Spekulation gefährlich
Eine spekulative Anlage sei meist keine gute Idee. «Wenn Sie in Aktien oder einen Aktienfonds investieren, müssen Sie lange Laufzeiten einplanen», sagt Pietsch. Nur dann bestehe die Chance, fallende Kurse und damit verbundene Verluste auszugleichen. Trotzdem werden Älteren immer wieder riskante oder wenig lukrative Anlagen angeboten. So berichtete «Finanztest» zum Beispiel von einem Paar, das durch die Anlage in einen geschlossenen Immobilienfonds rund 100 000 Euro verlor – obwohl dieser vom langjährigen Berater empfohlen worden war.
Banker denken an ihre Provision
„Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass mich der Bankberater gut berät, auch wenn ich schon seit vielen Jahren zu ihm komme“, sagt Ariane Lauenburg. „Man muss wissen, dass ein Berater trotz seiner sympathischen Art auch im Interesse seiner Bank berät“, ergänzt Volker Pietsch. Viele Verbraucher wissen laut „Finanztest“ außerdem nicht, dass immer mehr Kreditinstitute mit Finanzdienstleistern zusammenarbeiten. Die haben bei einer Beratung nicht zuletzt ihre Provision im Blick, warnt Lauenburg: „Man sollte im Auge behalten, dass ein Berater auch das verkauft, woran er viel verdient.“
Oft fehlt das Einfühlungsvermögen
Hinzu komme, dass sich ein junger Bankberater nicht immer in die Situation eines älteren Kunden hineinversetzen kann, sagt Eberhard Beer aus Frankfurt/Main vom Finanzberater «Die Alten Hasen», einem Netzwerk ehemaliger Bankkaufleute. Dabei sind für ältere Anleger andere Strategien wichtig als für jüngere, die auf ein Eigenheim sparen. «Braucht man das Geld für die Rente, dann sollte man eine möglichst sichere Anlagen wählen, bei der laufende Entnahmen möglich sind», rät Beer.
Mindestens drei Renten verfügbar halten
Sicher sei das Geld auf einem Festgeldkonto oder in einem Sparbrief, sagt Ariane Lauenburg. Wer etwas risikobereiter ist, könne auch in Geldmarkt- oder Rentenfonds investieren. Damit die Autoreparatur oder eine hohe Zahnarztrechnung beglichen werden kann, sollten laut Beer mindestens drei Renten jederzeit zur Verfügung stehen. Vor jeder Geldanlage sollte daher eine Analyse stehen: Wie viel Geld wird zum täglichen Leben gebraucht?
red/dpa
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