
Andreas Morlok / pixelio.de
Werden die Verordnungspraltiken von Ärzten durch Geldzuwendungen der Pharmakonzerne beeinflusst? Eine Datenbank aus den USA könnte Transparenz schaffen.
“Bei 18 Patienten gibt’s einen Laptop” (Stern 07/2008); “Bestechung als System” (Süddeutsche Zeitung 06/2009);” Bestechung: Hamburger Arzt verurteilt” (Hamburger Abendblatt 12/2010) . Diese willkürlich ausgesuchten Beiträge zeigen, dass es, allen Bemühungen der Politik zum Trotz, bisher nicht gelungen ist dem Schmiergled- und Bestechungsunwesen der Pharmaindustrie Einhalt zu gebieten.
Um die verordnenden Ärzte für das eigene Produkt zu gewinnen, werden Studienergebnisse unvollständige Studienergebnisse weitergegeben, in denen nicht auf die möglichen Behandlungsnachteile eines Präparats hingewiesen wird. Noch im November 2009 veröffentlichte das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG), dass ein seit 20 Jahren verordnetes Mittel gegen Depression wirkungslos sei. Wurde da etwa für Verordnungen bezahlt?
Die Beeinflussung des Marktes durch gezielte Bestechung von verordnenden Ärzten ist beileibe kein nur-deutsches-Problem. Das belegt ein Projekt von propublica, einem amerikanischen Internetportal für “Journalismus im öffentlichen Interesse”.
Unter dem Titel “Dollars for Docs – was Pharmaunternehmen Ihrem Arzt bezahlen” wird hier eine Datenbank aufgebaut, die es jedem ermöglicht nachzusehen, ob, wieviel und von wem Hausarzt oder -ärztin Geld bekommen haben. Sieben Großkonzerne, darunter auch Pfizer (s.o. Mittel gegen Depression) haben sich bisher bereit erklärt die Geheimniskrämerei um ihre Zahlungen zu beenden und die propublica-Datenbank zu füttern.
Das System ist bestechend einfach: In die Suchmaske wird der Name des Arztes und der Bundesstaat, in dem er tätig ist, eingegeben. Dann nur noch ein Klick und schon sieht man, dass z.B. Cheri Smith in Henderson in den Jahren 2009 und 2010 fast 70.000 $ für Patientenschulungen erhalten hat. Ein besonderes Schmankerl unter dem Aspekt “Unabhängigkeit des Arztes” dürfte die Liste der Top-Verdiener sein (oder auch nicht).
Die Redaktion der Buergerlobby wird verscuhen, in einer Anfrage an das Bundesgesundheitsministerium zu ergründen, ob man dort Kenntnis von diesem Projekt hat und wie man zu der Idee steht, eine vergleichbare Datenbank in Deutschland aufzubauen.