
Die Lebensmittelampel ist vom Tisch – Lebensmittelampel schlägt Modell der Industrie – Kassen fordern Lebensmittelampel – Ministerin bezweifelt Ampelvorteil
Die Bandbreite dieser Überschriften zeigt den aktuellen Stand der Diskussion. Verbraucherzentralen, Krankenkassen, Ernährungsberater und nicht zuletzt viele Verbraucher wünschen die Einführung der Lebensmittelampel. Allein – das nützt nichts. Eine starke Fraktion innerhalb der Politik will die Ampel nicht und argumentiert streitbar und beharrlich dagegen. Damit kommt sie den Wünschen der Industrie sehr entgegen, denn diese hat – bis auf wenige Ausnahmen (in England ist die Ampel bereits erfolgreich eingeführt) – keinerlei Interesse daran, dass z.B. „Zuckerbomben“ als solche erkannt werden.
Die Gegner der Ampel in der Politik führen immer wieder an, dass der Verbraucher mit der Ampelkennzeichnung irregeführt werde, dass der Ampelkennzeichnung die wissenschaftliche Basis fehle, usw. usw. und weisen gleichzeitig darauf hin, dass das sogenannte „1+4“-Modell weitaus besser als die Ampel geeignet sei, Verbraucher über den Nährstoffgehalt von Lebensmitteln zu informieren. Dass dieses „1+4“-Modell nahezu identisch dem der Lebensmittelhersteller ist, scheint dabei keinen der Beteiligten zu irritieren.
Was uns jedoch in dieser hitzigen Diskussion sehr irritiert, ist die Kopie einer E-Mail, die uns in diesen Tagen erreichte. Mit dieser Mail lädt der „Manager Public Affairs“ der Firma Kraft Foods Europe die „lieben Parlamentsmitglieder“ für den 28. Januar 2010 zur Besichtigung einer Schokoladenfabrik in Halle bei Brüssel ein, um ihnen dort zu verdeutlichen, welche gravierenden Auswirkungen von der bevorstehende Regulierung der Lebensmittelkennzeichnung für die Industrie zu erwarten sind. Bedenkt man dann noch, dass der einladende Kraft-Manager einmal „Head of office“ bei Renate Sommer, einer erklärten Gegnerin der Ampel im EU-Parlament war, fragt man sich schon, welche Aspekte der Lebensmittelkennzeichnung dabei im Vordergrund stehen werden?
Ob man wohl auch darüber spricht, dass Fettleibigkeit ein Problem in Europa geworden ist? Ob man darüber nachdenkt, welche Aufgaben die Lebensmittelkennzeichnung bei deren Bekämpfung zu erfüllen hat? Wird man sich gar den Videoclip der Kollegen aus der Kommission zum Kampf gegen die Fettleibigkeit ansehen?
Wir haben die eingeladenen Damen und Herren Abgeordneten zwischenzeitlich um ein kurzes Resümee zu der Veranstaltung bei Kraft gebeten.
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