Da sage noch einer, „Qualitätsjournalismus findet sich nur in den klassischen Medien“.
Schluss mit diesem Vorurteil gegen den Internetjournalismus!
Die Aktionen der Krautreporter beweisen das genaue Gegenteil und zeigen gleichzeitig eines der größten, vielleicht das größte Problem der „Klassischen“ auf: Fehlende Mittel – zu wenig Geld! Welcher freie Journalist kann das Risiko einer langen und aufwändigen Recherche eingehen, wenn er nicht einigermaßen sicher sein kann, dass er sein „Produkt“ am Ende auch an eine Redaktion verkaufen kann?
Die Krautreporter beweisen mit Ihrem Projekt „Was passiert mit meinem Schrottfernseher„, wie man mit Ideen und Engagement neue Finanzierungswege eröffnen kann und unabhängig von Verlagen und redaktionellen Eitelkeiten wird.
Ganz im Sinne von Philipp Riederle: „Wer wir sind und was wir wollen„.
Die Krautreporter, vier junge Journalisten, die das Journalisten-Handwerk noch klassisch gelernt haben, mit Studium und Praktika bei namhaften Adressen, verbinden jetzt das Gelernte mit dem „sich Entwickelnden“ – crowd-funding, online-recherche, handy-reportage – die Möglichkeiten der neuen Medien mit dem Wissen des Journalistenhandwerks verknüpfen, das ist das Krautreporter-System.
Sebastian Esser, einer der Gründer, in einem Interview mit dem Blog medial-digital
„Krautreporter ist ganz bestimmt nicht die Zukunft des Journalismus, aber es könnte ein kleiner Teil davon sein. Es könnte ein Ermöglicher sein. Journalisten können über Crowdfunding Projekte ausprobieren, die sich anders nicht finanzieren lassen. Wir hoffen auf abgefahrene Ideen und darauf, dass Projekte entstehen, aus denen sich Journalisten künftig ihr persönliches Geschäftsmodell zusammenbasteln können.“
Der Pressespiegel der Krautreporter gibt einen Eindruck davon, wie viel Bewegung in der Medienlandschaft die aus dem amerikanischen übernommene Idee auch in Deutschland ausgelöst hat.
Das Internet und die, die sich darin als neuartige „Informationsvermittler“ und „Meinungsreflektierer“ bewegen, sehen sich – neben jeder Menge von Zuspruch – auch vielfältigen Angriffen und Zweifel hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit und Seriosität ausgesetzt. Nicht zuletzt deshalb, weil häufig mangelhaft recherchiertes und nur gerüchteweise kolportiertes als Fakt veröffentlicht wird. Was die Kritiker dabei gerne einmal übersehen, ist die Tatsache, dass ähnliches sich zunehmend auch in der klassischen Medienwelt abspielt – eine zwangsläufige Folge von rigiden Kostensenkungsprogrammen.
Jeder Tiefstpreis braucht einen, der dafür bezahlt und sorgt, irgendwo in der Produktionskette, für einen Qualitätsverlust!
Die Krautreporter können beispielgebend werden für eine neue Unabhängigkeit – wir drücken die Daumen und verbinden damit die Hoffnung, dass die deutsche Bürokratie schnell lernt, solche Projekte durch neue, flexible Regeln zu unterstützen und nicht mit den Regeln von gestern zu blockieren. Auf die Frage: „Wie finanziert Ihr die Plattform“ konnte Sebastian Esser nämlich das Folgende erzählen:
„Ursprünglich hatten wir einen eingetragenen Verein gegründet und sogar schon drei Stiftungen (Augstein-Stiftung, BMW-Stiftung, und Hamburger Stiftung für Wirtschaftsethik) gefunden, die die Entwicklung finanzieren wollten. Dann stellte sich aber heraus, dass man Crowdfunding zumindest in Deutschland nicht gemeinnützig betreiben kann. Das hängt damit zusammen, dass man als Plattform einen Vertrag zwischen den Unterstützern und den Reporten vermittelt und der Reporter muss dann auf jeden Fall gemeinnützige Arbeit leisten. Unser Risiko wäre gewesen, bei kommerziellen Projekten, die wir auch ermöglichen möchten, am Ende für die Steuern verantwortlich zu sein. Deshalb haben wir die Stiftungsgelder zurückgezahlt und machen es jetzt lieber alleine. Ich finde, dass es Journalismus gut ansteht, nach marktwirtschaftlichen Kriterien zu funktionieren, um die Unabhängigkeit zu sichern. Jetzt haben wir selbst zwar kein Geld mehr, aber es funktioniert.“
Lothar Spät (ehemaliger Ministerpräsident von Baden Württemberg) sagte vor mehr als einem Jahrzehnt, anlässlich einer Veranstaltung auf der Bühler Höhe in Baden Baden, „Hätte Bill Gates seine Ideen in Deutschland umsetzen wollen – er wäre verhaftet worden und es gäbe vielleicht gar keine Heimcomputer.“
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