Warum der Kampf gegen die Preisabsprachen bisher immer erfolglos war!
Wieder einmal wird das große Spiel um die Tankstellenpreise fortgesetzt: Von ADAC bis Verbraucherzentrale – immer wieder die gleiche Frage: „Sprechen die Mineralölkonzerne die Tankstellenpreise untereinander ab?“ Und bisher lautete die Antwort immer: „Es konnten keine Hinweise auf Preisabsprachen festgestellt werden.“
Jetzt will das Kartellamt eine neue Offensive starten und erstmalig taucht eine Feststellung auf, die in die richtige Richtung weist: „Meistens beginnt ARAL, die Nummer 1, mit einer neuen Preisrunde.“
Das ist nichts Neues, denn auch als ARAL noch nicht BP war, galt ARAL als d e r Preisführer. Weil man dort aber nicht immer der Erste sein wollte, gab es (fast) regelmäßige Abstimmungen zwischen den sogenannten „Preisern“ der ARAL und denen der übrigen Gesellschaften. Da hieß es dann schon mal auf den Fluren eines Tankstellenbereichs in der Hamburger City Nord: „Die Blauen haben angerufen. Diesmal müssen wir mal wieder anfangen.“
Für einen ehemaligen Insider der Branche sind die Schlagzeilen dieser Tage deshalb wieder einmal Anlass, die „Preiser“ ins Gespräch zu bringen. Klar gibt es zwischenzeitlich (genau gesagt mit ersten Versuchen seit ca. 1996) Computersimulationen zum Thema „Wirkung von Preisänderungen“ – das ist also nichts wirklich Neues.
Aber es gibt sie wohl immer noch die „Preiser“, berichtet doch das Morgenmagazin der ARD: „Im Preisbildungsraum der Bochumer Zentrale sitzen rund zwei Dutzend Menschen hinter Computermonitoren.“
Und hier wird es spannend: Die Branche müsste ihre Gepflogenheiten schon sehr gewandelt haben, wenn nicht diese „Preiser“ der ARAL – wie früher – Kontakt zu ihren Kollegen der anderen Farben halten würden. Wohlgemerkt, nur den Kollegen der „großen“ Farben.
Die ausgeschwärmten Späher des Kartellamtes sollten also versuchen, Einblick in die Telefonlisten der „Preisbildungsabteilungen“ zu erhalten. Jede Wette, dass da regelmäßig die Nummern des sogenannten Wettbewerbs auftauchen. Und – dass diese immer dann besonders häufig auftauchen, wenn eine große Preisbewegung ins Haus steht.
Es liegt in den Eigenheiten der Branche, dass das Feld für solche „konkurrenzübergreifende Informationen“ grundsätzlich gut bestellt ist, weil die Mineralölbranche sehr spezifische Aufgabenfelder bietet. Das hat dazu geführt, dass die Namen der handelnden Personen oft die gleichen blieben, lediglich die Farben des Arbeitgebers von Zeit zu Zeit wechselten. Wer diese Behauptung prüfen will, der muss nur bei Xing einschlägige Namen recherchieren und wird erstaunt sein, wie viele Querverbindungen zwischen den Gesellschaften existieren.
Fazit: Es gibt seit Jahren Preisabsprachen in der Branche. Bisher waren nur die Rechercheansätze nicht intensiv genug und versuchten „von außen nach innen“ zum Ergebnis zu kommen. Irgendwer müsste damit beginnen, die Suche „von innen nach außen“ zu betreiben.
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