Ein neue Generation von Hochschulabsolventen will gesellschaftliche Probleme lösen. Ein hohes Gehalt ist ihr nicht so wichtig. Vier Geschäftsideen. Von Johannes Pennekamp
Teil 4: Soap-Opera mit Hauptschülern
Ines Bauermeister lebt in der Welt der Töne und Klänge. Sie ist Expertin für Soundtracks und die Geräusche, mit denen Filme unterlegt werden. Wenn die Potsdamerin im Herbst ihre letzte Prüfung bestanden hat, darf sie sich „Diplom-Tonmeisterin“ nennen.
Doch wer sich mit der 24-Jährigen unterhält, merkt schnell, dass die Ton- Tüftelei nur eine Seite der lebhaften Studentin ist. Ines Bauermeister interessiert sich vor allem für Menschen: Als sie im Studium einen eigenen Film drehen durfte, beschäftigte sie sich mit den Problemen von Frauen im islamischen Abu Dhabi. „Ich will nach der Uni etwas Sinnvolles und Soziales machen“, sagt sie. Und zwar nicht als Sozialarbeiterin oder Entwicklungshelferin, sondern als Geschäftsfrau mit einer sozialen Business-Idee.
Bauermeisters Plan: Mit einer eigens produzierten Soap-Opera, die im Internet laufen soll, will sie am Selbstbewusstsein und der Einstellung von benachteiligten Hauptschülern feilen. Die Idee entstand gemeinsam mit ihrem künftigen Geschäftspartner Simon Turschner, der zuletzt an einer Hauptschule beobachtet hat, dass sich die Schüler häufig selbst im Weg stehen. „Viele glauben einfach nicht daran, dass sie einen Job finden oder bessere Noten schaffen können; das ist ein Teufelskreis“, sagt Bauermeister. Mit einer Serie, in der sich die Jugendlichen wiedererkennen und die sie motiviert, ihre Probleme anzupacken, will sie den Teufelskreis durchbrechen.
Trotz ihrer Diplomarbeit tüftelt Bauermeister schon jetzt intensiv am genauen Konzept für das Sozialunternehmen, das Vensenya heißen soll. „Das kriege ich alles gut unter einen Hut“, sagt sie selbstbewusst. Die Internetseite, die später einmal Werbeeinnahmen einbringen soll, ist schon online, als Nächstes steht die Finanzierung auf der To-do-Liste: „Da gibt es eine Menge Möglichkeiten, vom Investor bis zum KfW-Kredit.“ 30 000 Euro wird die professionell produzierte Serie kosten, schätzt die Studentin. Eine Menge Geld – aber ihr Plan könnte aufgehen.
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Hier der Link zum Originalbeitrag in der FAZ
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