0 Die Werbelüge des Jahres
Wer treibt’s am dollsten?

Bereits zum vierten Mal ruft foodwatch die deutschen Verbraucher dazu auf, die dreisteste Werbelüge des Jahres zu wählen. Und auch 2012 haben die Kandidaten wieder so bekannte Namen wie unilever, Teekanne, netto, Radeberger und Hipp genannt und jeder der Nominierten wurde dabei ertappt, wie er in seinen Produktbeschreibungen gegen die selbst gestellten Kodizes verstößt. Wir haben einmal genauer hingeschaut!

Kandidat 1: Unilever – nominiert mit Becel pro.activ

Der Schwindel:

In der aktuellen Werbung von Becel wird dem Verbraucher suggeriert, dass er mit Becel seinem Herzen etwas Gutes tun kann. Und das, obwohl die Wirkung der in Becel enthaltenen Pflanzensterine umstritten ist. Dazu das Bundesinstitut für Risikobewertung: Fragen und Antworten zu Pflanzensterinen

Der Widerspruch:

Im Sustainable Living Plan formuliert Unilever das Ziel:

„Wir werden mehr als einer Milliarde Menschen dabei helfen, selbstbestimmt ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu steigern.“

Wenn die Wirkung der Pflanzensterine auf unterschiedliche Herz-/Kreislaufrisiken ungeklärt ist, wo bleibt der entsprechende Warnhinweis auf der Verpackung und in der Werbung?

Kandidat 2: Teekanne – nominiert mit Landlust Mirabelle & Birne

Der Schwindel:

Die Verpackung zeigt goldgelbe Mirabellen und suggeriert Fruchtgehalt. Das Produkt enthält jedoch als Hauptzutaten
Äpfel, Hibiskus und Hagebutte. Den Rest liefern „natürliche Aromen“. Damit entspricht die Produktaussage zwar den „Leitsätzen für Tee, teeähnliche Erzeugnisse und deren Extrakte und Zubereitungen“, bleibt aber – trotz amtlichem Segen – eine Irreführung. Da dürfte auch Steffi Graf nichts dran ändern.

Der Widerspruch:

Auf der Homepage von Teekanne heißt es unter „Unsere Leitsätze„:

„Wir sind eine Gruppe von Markenartikelunternehmen, die genussvolle, gesunde, umweltverträgliche und höchsten Qualitätsansprüchen genügende Markenprodukte herstellen. Äußerste Sorgfalt und ständige Qualitätskontrollen sind die Grundpfeiler unseres täglichen Handelns.“

Entspricht ein Früchtetee „Mirabelle & Birne“ den postulierten „höchsten Qualitätsansprüchen“ eines Markenartikelunternehmens, das seinen Kunden ein „fairer Partner“ sein will?

Kandidat 3: netto – nominiert mit Viva Vital Zubereitung aus Hackfleisch gemischt

Der Schwindel:

Netto verspricht „30% weniger Fett im Vergleich zu gemischtem Hackfleisch“. Das Geheimnis des Produkts liegt bei den Zutaten: Netto verwendet billiges Fleisch mit einem hohen Fettanteil (höher als bei normalem Hackfleisch) und streckt dieses mit diversen Beigaben, u.a. „texturiertes Weizenprotein“, dessen fleischähnliche Konsistenz es besonders geeignet macht. Die Fleischfarbe wird durch Rote-Beete-Saft und Paprikaextrakt erreicht.

Der Widerspruch:

Auf der unternehmenseigenen Homepage gibt Netto ein Qualitätsversprechen „Genuss und Vertrauen mit Auszeichnung:

„Netto Marken-Discount bietet seinen Kunden hohe Produktqualität und Genuss zum kleinen Preis.
Die hohen Qualitätsstandards unseres Sortiments werden von unabhängigen Laboren und Testurteilen regelmäßig bestätigt. Unsere internen Qualitätssicherungsmaßnahmen bauen wir kontinuierlich aus.
Wir gewährleisten gemeinsam mit unseren Landwirten und Herstellern ein Sortiment, das sich durch hohe Qualität und Lebensmittelsicherheit auszeichnet.“

Da ist besonders der Satzteil mit den „unabhängigen Labors“ bemerkenswert, denn die Viva Vital Hackfleischzubereitung darf wohl nur als solche bezeichnet werden, weil das, was da in der Verkaufsverpackung ist, durch ein Patent legalisiert wurde.

Kandidat 4: Radeberger nominiert mit „Clausthaler Classic!„

Der (unnötige) Schwindel:

Hier wird ein alkoholfreies Bier herausgestellt, das 0,45 % Alkohol enthält. Dieses wird – zwar gesetzeskonform aber doch fälschlicherweise – in Deutschland als „Clausthaler Classic Premium alkoholfrei“ angeboten. Und das, obwohl es für den Exportmarkt ein „wahrhaftiges“ Etikett gibt „Clausthaler Classic Premium Low Alcohol – contains less than 0,5% Alcohol“.

Der Widerspruch:

Gefunden auf der Homepage der Unternehmensgruppe Radeberg:

„Die Radeberger Gruppe bekennt sich als großes Wirtschaftsunternehmen zu ihrer ökologischen wie auch sozialen Verantwortung – in der Gesellschaft, der Wirtschaft, als Arbeitgeber. Nicht zuletzt als Hersteller eines alkoholhaltigen Getränkes fühlen wir uns zu einer besonderen Sorgfalt verpflichtet.“

Nicht zuletzt als Hersteller eines alkoholhaltigen Getränks fühlen wir uns zu einer besonderen Sorgfalt verpflichtet! Mehr ist wohl nicht zu sagen!

Kandidat 5: Hipp – nominiert mit Instant Früchtetees „Früchte“, „Waldfrüchte“, „Apfel-Melisse“

Nach heftigen Verbraucherreaktionen hat Hipp die „Durstlöscher“- Werbung für seine Instant Früchtetees zwischenzeitlich eingestellt.

Für uns ist jeder der Kandidaten die Erwähnung wert. Die Beharrlichkeit, mit der auf den Homepages der Konzerne aus Industrie und Handel (sogenannte) ethische Grundsätze, Verantwortungserklärungen etc. abgegeben werden und gleichzeitig bei Herstellung, Produktbeschreibungen, Werbung gegen alle Grundsätze von Wahrheit und Klarheit verstoßen wird, kann nicht deutlich genug angeprangert werden. Und weil Frau Aigner und ihre Bürokratie nicht besser können oder wollen, ist die wirkungsvollste Maßregelung immer noch die am Regal:

Schwindler, Täuscher und Pfuscher stehen lassen!

 

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