Die Bundesministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat ein neues Internetportal vorgestellt und prompt hagelt es Kritik. Führend unter den Kritikern ist, wie immer wenn es um Aktionen unserer Verbraucherministerin geht, foodwatch, die Organisation der selbsternannten Essensretter.
Mit www.lebensmittelwarnung.de soll nach den Worten der Ministerin „eine Transparenz in der Lebensmittelkontrolle erreicht werden, die es so in Deutschland bislang nicht gegeben hat“. Eine Aussage, die allein schon deshalb nicht ganz richtig ist, weil mit der privat betriebenen Internetseite www.produktrueckrufe.de bereits seit längerer Zeit eine kompetente und sehr zuverlässige Informationsquelle zum Thema Rückrufe und Gefährdungen zur Verfügung stand.
Gleichwohl scheint die Kritik von foodwatch nicht unberechtigt, denn, ähnlich wie in der Bildungspolitik, wird auch das Portal für die Lebensmittelwarnungen nach föderalen Regeln betrieben, d.h. jedes Bundesland entscheidet für sich, für welche Ereignisse auf dem Lebensmittelmarkt eine Warnung ausgesprochen wird.
Diese Handhabung erscheint zumindest dann bemerkenswert bis fragwürdig, wenn man bedenkt, dass national arbeitende Lebensmittelfilialisten ihre Sortimente bundesweit einheitlich führen, ermittelte Produkte in diesen Handelssystemen also durchaus bundesweit eingeführt sein dürften. Außerdem muss die Ministerin sich den Vorwurf gefallen lassen, dass die fehlende bundesweite Einheitlichkeit als Zugeständnis an die ohnehin laut über zu viel Transparenz klagende Lebensmittelindustrie zu werten ist.
Die Seite selbst liefert zur angesprochenen Problematik keine eindeutige Information, vielmehr wird unter „Hinweise zum Portal“ gesagt, lebensmittelwarnung.de „enthält Informationen über Lebensmittel und mit Lebensmitteln verwechselbare Produkte, die in Deutschland auf dem Markt sind und möglicherweise bereits an Endverbraucher abgegeben wurden.“ Eine Aussage, die den Eindruck von national gültigen Aussagen macht und damit der praktischen Handhabung der Seite widerspricht.
Es gibt also genug Gründe, die Euphorie der Ministerin zu bremsen, ist doch ein Portal wie lebensmittelwarnung.de nichts weiter als ein natürlicher und leider erforderlicher Beitrag zu mehr Transparenz in einem Markt, in dem die beteiligte Industrie viel Energie und Geld darauf verwendet, ihre Produkte besser aussehen zu lassen als diese es von ihrer „Natur“ aus sind.
Anstatt zu beklagen, dass sie wieder einmal „am Pranger“ stehen, sollten die Konzerne der Lebensmittelindustrie lieber einmal versuchen, die Verbraucher mit ehrlichen und verlässlichen Information zu versorgen. Sie würden dann sicher bestätigen können, was die Süddeutsche Zeitung als Fazit in ihrem Beitrag zum neuen Portal feststellt: „Vertrauen ist schließlich eines der besten Verkaufsargumente.“
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