Mit einer ähnlichen Überschrift betiteln die Fuchsbriefe einen Abschnitt ihres Beitrags über Lebensmittelklarheit.de, das neue Verbraucherinformationsportal des Verbraucherzentrale Bundesverbands.
Die Formulierung ist für uns besonders deshalb bemerkenswert, weil die Fuchsbriefe nicht als Verbraucherschutzmedium bekannt sind. Wenn man also sogar dort davon spricht, dass eine skandalträchtige Branche unter Druck gerät, „die sich bislang erfolgreich gegen allzu große Transparenz gewehrt hat“, dann sind Vorwürfe ähnlicher Art wohl nicht nur Märchengeschichten von Kaptitalismushassern.
In ihrem Beitrag „Mit der Zeit schwimmen“ beleuchtet die Fuchsbriefe-Redaktion die veränderte Informationslandschaft für Verbraucher und stellt fest, dass den Konsumenten in Deutschland zwar immer mehr Informationsplattformen zur Verfügung stehen, die Informationen aber insgesamt als zersplittert gelten müssen.
Deshalb, so die Fuchsbriefe, ist mit Lebensmittelklarheit.de erstmalig eine zentrale Anlaufstelle für Verbraucherbeschwerden geschaffen worden. Wie es aus europäischer Sicht um die deutschen Lebensmittelhersteller bestellt ist, zeigt folgende Aussage:
„Teile der deutschen Nahrungsmittelindustrie gelten in Brüssel als „Abfalleimer der europäischen Landwirtschaft“, wie uns ein hoher Kommissionsbeamter verrät. Hierzulande werden von Discountern und Supermarktketten Nahrungsmittel verkauft, die anderswo in Europa kaum abzusetzen wären. Der Vertrieb minderwertiger Waren ist neben dem starken Wettbewerb im Einzelhandel ein Grund für die niedrigen Lebensmittelpreise in Deutschland.“
Auch wenn uns diese Kritik insgesamt überzogen scheint und auf jeden Fall ungerecht gegenüber allen qualitätsorientierten Einzelhändlern ist, so zeigt die große Resonanz auf Lebensmittelklarheit.de doch eines sehr deutlich: Es besteht ein großer Bedarf nach mehr Transparenz.
Dazu stellen die Füchse fest: „Dennoch setzt die Branche ihre Blockade fort. Er habe nichts gegen Informationen und Diskussionsforen, betont Matthias Horst von der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie. Doch Produktkritik mit Angaben der Marke sowie der Hersteller und Händler sei nicht tragbar. Die Haltung ist lebensfremd. Stark genutzte Online-Verkaufsportale wie Amazon haben längst Bewertungssysteme für ihre Waren und lassen Kunden an Erfahrungen früherer Käufer teilhaben. Statt sich gegen die Entwicklung zu stemmen, wäre es klüger, sich um ein Top-Rating zu bemühen.“
So kritisch sie auch mit der Branche ins Gericht gehen, so deutlich sprechen die Fuchsredakteure ihre Vermutung aus:
„Nur eine kleine Minderheit wird sich vor dem Gang in den Supermarkt über die Produkte auf dem Einkaufszettel informieren. Zudem fehlt noch die praxisnahe Verknüpfung von Internet-Angeboten und Online-Bewertungen. Bislang sind in Deutschland Internet-Verkaufsportale für Lebensmittel gescheitert. Ihr Umsatz bewegt sich im Promillebereich. Schließlich wird der Konsument im Zweifelsfall weiter zum billigeren Angebot greifen.“
Es wäre ein großartiger Erfolg für alle, die sich mit Verbraucherinformation und Lebensmittelqualität beschäftigen, wenn die Fuchsbriefe irgendwann einmal schreiben müssten. „Der deutsche Lebensmittelhandel verzichtet zu Gunsten der Qualität auf ruinöse Preiskämpfe“. Vermutlich wird das aber – mindestens – noch sehr lange dauern.
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