Vorzeigeunternehmen Chemiekonzern- mit Problemen
15. November 2009 | von Dieter Klemke | Kategorie: Umwelt, WirtschaftNur wenn die Moral Chef-Sache ist,
hat sie in großen Konzernen überhaupt eine Chance, glaubwürdig zu sein.
Was die Moral der Unternehmenstöchter angeht, müssen die Chefs bei BASF wohl unaufmerksam gewesen sein. Sonst wäre eine Reaktion auf die ungesetzlichen Preisabsprachen der Schweizer Tochter ciba nicht erst nach der von der EU-Kommission verhängten Kartellstrafe erfolgt.
Was uns deshalb an der Meldung aus der Wormser Zeitung besonders unangenehm auffällt, ist die Beschränkung des Unternehmens auf die einzige Aussage einer Unternehmenssprecherin, die Vorwürfe seien verjährt.
Auch wenn ciba erst seit dem Frühjahr 2009 Teil von BASF geworden ist und der fragliche Geschäftsbereich von ciba bereits 1998 verkauft worden sein soll, müßte ein Unternehmen wie BASF, das “zum siebten Mal in Folge im Dow Jones Sustainability Index vertreten ist” zu einem solchen Vorfall eine andere Stellungnahme abgeben als nur einen schlichten Hinweis auf die Verjährung. Die Redaktion der Buergerlobby wird deshalb beim Vorstand der BASF um eine Stellungnahme nachfragen.
…weiter mit dem ursprünglichen Beitrag:
Das Chemieunternehmen BASF meint es ernst mit der Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung. Corporate Social Responsibility (CSR) ist bei dem Konzern keine Image-Maßnahme, sondern in das Kerngeschäft integriert. Das wissen auch Investoren zu schätzen.
„Wenn jemand unser umfassendes gesellschaftliches Engagement kritisiert und größere Gewinnausschüttungen fordert, dann stehe ich schon mal auf und sage: Unsere Grundwerte sind nicht verkäuflich“. Der BASF-Vize und CSR-Verantwortliche Eggert Voscherau lässt keinen Zweifel daran, dass die moralischen Leitbilder des Konzerns nicht verhandelbar sind. Denn er glaubt: „Wenn Unternehmen unserer Größe den Kontakt zu den Menschen – zu ihren Mitarbeitern, zur Gesellschaft insgesamt – verlieren, dann bekommen wir irgendwann auch massive wirtschaftliche Probleme.“
Ein so überzeugter Chef ist eine der zentralen Voraussetzungen dafür, dass CSR zum Erfolg wird. Verschiedene Studien kommen zu dem Ergebnis, dass den Führungspersönlichkeiten bei der Umsetzung und Kommunikation von Werten und CSR-Programmen eine herausragende Bedeutung zukommt. Nur wenn die Moral Chef-Sache ist, hat sie in großen Konzernen überhaupt eine Chance, glaubwürdig zu sein.
Gutes CSR ist mehr als nur Sponsoring
Viele Konzerne spenden oder sponsern große Summen für Kultur-, Umwelt- oder Sportprojekte. Das ist zwar löblich, hat aber – so lange man ansonsten weiter macht wie bisher – wenig mit CSR zu tun. Unter Experten besteht mittlerweile Konsens, dass von guter CSR nur gesprochen werden kann, wenn das eigentliche Kerngeschäft nachhaltig organisiert wird und die Maßnahmen alle Konzernbereiche durchziehen. Eine Aktion wie die des Bierproduzenten Krombacher, der für jede verkaufte Kiste eine kleine Spende für den Erhalt des Regenwaldes leistete, ist so gesehen bestenfalls Philanthropie. Oder einfach nur ein Werbegag zur Imagepolitur. „Was hat das mit meinem Kerngeschäft zu tun und was können wir glaubwürdig vertreten? Diese Fragen müssen sich Unternehmen stellen, die sich engagieren wollen“, erklärt CSR-Expertin Anna Peters von der Bertelsmann Stiftung.
Bei BASF hat man das verstanden. Der weltweit viertgrößte Chemiekonzern ist eines der wenigen Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsstrategie im Alltagsgeschäft verankert haben. Dies fängt schon bei der Produktentwicklung an. Bereits in dieser Phase wird das zukünftige Produkt mittels der von BASF selbst entwickelten Ökoeffizienzanalyse auf Umweltverträglichkeit geprüft. Ist das Ergebnis nicht zufrieden stellend, wird nach Alternativen gesucht.
Herausforderungen des Klimawandels begegnen
Seit Jahrzehnten bemüht sich BASF bereits darum, die eigenen CO2-Emissionen zu reduzieren. Zwischen 1990 und 2002 konnte der Konzern die Treibhausgase um 61 Prozent verringern, zwischen 2002 und 2006 um weitere 12,4 Prozent. „Energieeffizienz ist für uns der Schlüssel, um Klimaschutz, Ressourcenschonung und ökonomische Wettbewerbsvorteile miteinander zu verbinden.“, erklärt Harald Schwager, Mitglied des BASF-Vorstandes. Bis 2020 will der Konzern die Emissionen noch einmal um 25 Prozent senken.
Zudem bemüht sich BASF um möglichst große Transparenz. Kürzlich veröffentlichte man beispielsweise die erste CO2-Bilanz, in der nicht nur die Emissionen aus der Produktion erfasst wurden, sondern auch diejenigen aus der Rohstoffversorgung, den Vorprodukten und der Entsorgung.
Zum siebten Mal in Folge im Dow Jones Sustainability Index
Das umweltverantwortliche Handeln des Konzerns wird auch von den Investoren belohnt. Mittlerweile ist der Chemiekonzern in fast allen Nachhaltigkeitsfonds und -indizes vertreten So ist die BASF-Aktie bereits zum siebten Mal in Folge im Dow Jones Sustainability Index enthalten. Im renommierten Index werden aus den 2500 Vertretern des Dow Jones Global Index jeweils nur die führenden zehn Prozent jeder Branche im Bereich Nachhaltigkeit ausgewählt. 2006 schaffte BASF es zudem in den „Climate Leadership Index“ des Carbon Disclosure Project, der weltweit größten Investoreninitiative zum Thema Klimawandel. Auch in diesem Index sind die umweltfreundlichsten Unternehmen jeder Branche versammelt.
Doch nicht nur im Umweltschutz gehört BASF zu den Vorreitern. Ebenso wichtig ist dem Konzern eine familienfreundliche Personalpolitik. So gehören die Ludwigshafener zu den wenigen Unternehmen in Deutschland, die Betriebskindergärten betreiben. Dort lernen die Kinder der Angestellten zum Teil nicht nur Deutsch, sondern auch Englisch. In diesem Jahr wurde außerdem eine Kinderbetreuung für den Notfall eröffnet – falls die geplante Betreuung kurzfristig und ungeplant ausfällt. Für sein Engagement in diesem Bereich wurde der Konzern mit dem „Familienfreundlichkeits-Zertifikat“ der gemeinnützigen Hertie-Stiftung ausgezeichnet. Doch wie beim Umweltschutz geht es BASF auch hier nicht um reines Gutmenschentum. „Im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter ist Familienfreundlichkeit ein entscheidender Vorteil“, meint Personalchef Hans-Carsten Hansen.
Mehr zum Thema erfahren Sie auf dem CSR-Portal von BASF.
red/fr