Es könnte ein Ort sein, den die Vorstände von E.On, EnBW, Vattenfall und RWE bereits vor mehr als 10 Jahren aus ihren Atlanten gestrichen haben und über dessen Existenz kein Konzernmitarbeiter mehr sprechen darf: Die Gemeinde Furth bei Landshut. Beweist dieser Ort doch, dass eine funktionierende Energieversorgung ohne die Abhängigkeit vom berüchtigten Energie-Oligopol möglich ist.
Während viele andere Städte und Gemeinden heute erst damit beginnen, Nachhaltigkeitsziele zu formulieren und erste Schritte auf dem Weg zu mehr Umweltverantwortung gehen, kann Furth von sich behaupten, Pionier in Sachen Agenda 21 und „Netzwerk nachhaltige Kommune“ zu sein.
Gleichzeitig sind die Bürger von Furth und ihr Bürgermeister der lebendige Beweis dafür, dass so vielbeachtete aber oftmals so wirkungslos erscheinende Veranstaltungen wie die Weltklimakonferenz von Rio de Janeiro im Jahr 1992 eben doch Dinge in Gang bringen können. Der in Rio de Janeiro geschlossene Vertrag der Völker für die Menschheit, die sog. Agenda 21, besagt, dass man dort am besten leben kann, wo Ökonomie und Ökologie, Soziales und Kultur gleichermaßen Gewicht haben. Dies haben sich die Bürger von damals auf ihre Fahnen geschrieben und so heißt es auf der Internetseite des Orts denn auch:
„Dieser Nachhaltigkeitsstrategie, die das Lebensrecht zukünftiger Generationen achtet, fühlt sich die Gemeinde Furth in ihrer Entwicklung besonders verpflichtet. In den folgenden 10 Nachhaltigkeitsfeldern soll dieses Prinzip deutlich erkennbar sein.“
Eines dieser Felder sind die alternativen Energien.
Bereits im Jahr 1980 beschäftigten sich engagierte Bürger von Furth mit dem Thema Sonnenenergie. Es wurden Vorträge und Sonnenkollektorbaukurse angeboten und seit 1982 bis 2007 wurden regelmäßig „Sonnenenergietage“ durchgeführt. Wie die Homepage der Gemeinde weiterhin verrät, erstellte im Jahr 1996
„… die Fachhochschule Weihenstephan eine Potenzialstudie zu erneuerbaren Energien mit dem damals viele erstaunenden Ergebnis, dass eine 100 %ige Versorgung der Gemeinde mit Erneuerbaren machbar ist. Furth entwickelte sich zu „dem“ Solardorf in Niederbayern.“
Während in den Jahren bis 1997 vor allem die Bürger von den „Sonnenenergie-Aktionen“ profitierten, die ihre Eigenheime mit Photovoltaik-Anlagen ausstatten konnten, bot die Gemeinde ab 1997 allen Bürgern die Möglichkeit, Sonnenenergie zu nutzen. Es wurde ein kollektives Solarkraftwerk errichtet, dessen Module auf den Dächern öffentlicher Gebäude, z.B. Schule, Pfarrhaus etc. montiert wurden. Jeder Bürger hatte die Möglichkeit, Anteile an diesem „Bürgersolarkraftwerk“ zu erwerben und so nicht nur die Energiekosten zu senken sondern, statt zu zahlen, heute – nachdem der (zinslose) Kredit für die Investition abbezahlt ist – zwischen 500 Euro und 5.000 Euro jährlich an Gewinn ausgezahlt zu bekommen.
Auf dem Weg zu einer von „100 europäischen Gemeinden mit 100 % erneuerbarer Energie (Seite 7)“ ist Furth einen großen Schritt vorangekommen und hat inzwischen bei Wärme einen Erfüllungsgrad von 80 % und bei Strom einen Erfüllungsgrad von 40 % erreicht. Auf der Homepage der Gemeinde heißt es dazu:
„So existieren derzeit ca. 3.000 qm Sonnenkollektoren, 12.000 qm Photovoltaikanlagen, ein Hackschnitzelheizwerk mit 800 kW Nennleistung, zahlreiche moderne kleinere Biomasseheizanlagen und eine 240 kW Biogasanlage mit Nahwärmenetz. Es gibt ein kommunales Energiesparprogramm für öffentliche Gebäude und eine allgemeine Energieberatung.“
Furth ist nur ein kleines Beispiel und zeigt doch, was es zur Lösung eines großen Problems braucht: Mutige, weitsichtige und entscheidungsfähigePolitiker und interessierte und engagierte Bürger, die diesen Politikern vertrauen und ihnen auf einem gemeinsamen Weg folgen.
Klasse, wie das laufen kann, wenn mans ich nur mal auf die Hinterbeine stellt udn selbst Engagement zeigt. Super, weiter so!