Stunde der Heuchler
Wie Manager und Politiker uns zum Narren halten
Eine Polemik
von Edzard Reuter
Fehlende ethische Wertmaßstäbe, Machtstreben, Egoismus und fehlendes Verantwortungsbewusstsein, das alles wirft der ehemalige Manager der Daimler – Benz AG vielen Wirtschaftsbossen und Politikern vor. Er sieht weite Teile der Gesellschaft infiziert vom Virus der Heuchelei, deren einziges Ziel es ist, zu bemänteln, dass es nur um eines geht, um Machtanhäufung und Bereicherung.
Reuter kritisiert die – aus seiner Sicht – überzogene Bedeutung des Shareholder Value, eine Kritik, die ihm durchaus zusteht, hat er doch als Führer der Daimler – Benz AG immer nach der Maxime gehandelt: „DB fühlt sich gleichrangig verantwortlich gegenüber den Kapitalgebern, der Belegschaft und der Umwelt und handelt entsprechend“. Die immer weiter reichenden Folgen der Globalisierung und die größer und größer werdenden Möglichkeiten der Informationsgesellschaft haben für ihn zu einer Verselbstständigung des Geldes geführt. Geld ist ein Produkt geworden und lädt ein zum Zocken und zur Spekulation. Auch wenn es das seriöse Geschäft nach wie vor gibt, die Möglichkeiten gigantische Gewinne in kürzester Zeit zu realisieren, hat manche Gier ins Grenzenlose wachsen lassen.
Und so, wie er die Manager in der Wirtschaft angreift, nimmt er auch die Politiker ins Visier. Wer den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr als Friedensmission darstellt oder, wie es im Klappentext heißt „die Gängelung durch Hartz IV als Schutzwall gegen spätrömische Dekadenz verkaufen will“, auch der übt sich für Edzard Reuter in Heuchelei.
Auch wenn es Menschen gibt, die Reuters Idee von Daimler – Benz als integriertem Technologiekonzern als eine einzige große Kapitalvernichtung sehen und seine Managerqualitäten anzweifeln, ist seinem Plädoyer für Unternehmer, die neben marktwirtschaftlich nötigem Verhalten auch das Wohl der Gesellschaft im Auge behalten, ein echter Erfolg zu gönnen.
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