Gustl Mollath
Der Mann der zuviel wusste
von Uwe Ritzer und Olaf Przybilla
Als hätten Sie geahnt, dass der Fall des Gustl Mollath durch dessen Freilassung in eine neue Aktualität gehoben wird. Wie sonst schafft man es ein Buch so präzise zu platzieren? Uwe Ritzer und Olaf Przybilla dröseln mit aller Sorgafalt auf, wie Gustl Mollath von Juristen, die ein skandalös fehlerhaftes Urteil fällten, über Jahre weggesperrt und von Psychiatern die ihn nie gesehen hatten für wahnhaft erklärt wurde. Sie wagen den Blick in den Abgrund, in den ein einzelner Mann von der dubiosen Koaltion einer „moralisch bankrotten“ Bank mit Politik, Psychiatrie und Gerichtsbarkeit gestoßen wurde.
Wichtig wird das Buch von Ritzer und Przybilla besonders dann, wenn es um die besondere Rolle der bayerischen Politik in der Causa Mollak geht. Es könnte sonst leicht in Vergessenheit geraten, wie die bayerische Justizministerin Beate Merk noch im Herbst 2012 erklärte „Mollath sitzt zurecht in der Psychiatrie, er ist gefährlich“. Dazu sei auch erinnert an das Interview in der Sendung Report vom 13.11.2012.
Erschreckend am Fall Mollath ist das, was die Verfasser auch gleich zu Beginn des Buches sagen:
„Und was das Schlimme, das Unbehagliche an dieser Affäre ist: Es drängt sich der Eindruck auf, es könnte jeden treffen, so wie den ehemaligen Oldtimerrestaurator aus Nürnberg.“
Besonders in Zeiten von Prism, Staatstrojanern und anderen Datenerfassungs- und Aschöpfungstechniken sollte die Affäre Mollath für uns alle Warnung und ständiger Aufruf zu großer Aufmerksamkeit sein.
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