Am Samstag den 07.03.2015 startete eine große Wirtschaftsdelegation (ca. 80 Personen; zusätzlich begleiten ca. 30 Unternehmer vor Ort die Reise) unter der Leitung von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel zu einer Reise in die Golfregion. In der Zeit vom 7.-10. März werden Saudi-Arabien (Riad), Vereinigte Arabische Emirate (Abu Dhabi) und Katar (Doha) besucht. Länder die nicht nur wegen gigantischer Ölreerven und imposanter Wirtschaftskraft, sondern auch wegen einer ganz besonderen Haltung zu fundamentalen Menschenrechten fast täglich in der Weltpresse auftauchen. Entsprechend intensiv wird diese Reise denn auch von den deutschen Medien begleitet und übereinstimmend wird erwartet, dass Minister Gabriel die Menschenrechte zu einem Kernthema der Reise macht.
Wir haben uns die Teilnehmerliste der Gabriel’schen Reisegruppe besorgt, dank dafür an das BMWi, und haben versucht festzustellen, ob diese Erwartung der deutschen Öffentlichkeit außer dem Minister noch von anderen Reiseteilnehmern erfüllt werden könnte. Und wir haben erfreuliches feststellen können.
Geht es nämlich nach den, auf den Internet-Homepages der vertretenen Unternehmen, gemachten Aussagen im Rahmen von Ethik- oder Verhaltenskodizes, dann müssen sich die arabischen Gesprächspartner darauf einstellen, dass die großen Geschäfte zukünftig nur noch laufen werden, wenn die Menschenrechtssituation in ihren Ländern sich deutlich verbessert.
Als Beleg dafür haben wir die entsprechenden Aussagen der teilnehmenden Unternehmen zusammengestellt und geben unseren Lesern so die Möglichkeit, immer wieder einmal zu prüfen, ob und in wie weit die Firmen und ihre Manager sich an diese Aussagen gebunden fühlen und danach handeln.
Im übrigen hat Minister Gabriel anläßlich eines Treffens mit dem saudischen Ölminister Al Naimi, am 5. März in Berlin bei der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS) bereits vor Beginn der Reise eine bemerkenswerte Rede, in der auch die Menschenrechte zu Sprache kamen, gehalten. Unter anderem sagte Gabriel:
Wir sind alle bestürzt über die Angriffe auf die staatliche Ordnung in Teilen des Irak, Syriens und Jemen. Wir sind empört über das Leid und die unausssprechlichen Grausamkeiten, die die Menschen ertragen müssen. Bis hin zum unmenschlichen Verbrennen eines jordanischen Kampfpiloten bei lebendigem Leib.
Wir sind deshalb sehr froh, dass Saudi Arabien gemeinsam mit anderen arabischen Ländern wie Bahrain, Katar und jetzt auch Jordanien an der internationalen Allianz gegen den Terror teilnimmt.
Wir sind davon überzeugt, dass staatliche Handlungen immer die Gesetze und insbesondere die fundamentalen Rechte des Individuums respektieren müssen und dabei immer auch die Verhältnismäßigkeit wahren.
Dieses universelle Prinzip muss integraler Bestandteil der Grundwerte sein, auf denen die deutsch-arabische Zusammenarbeit aufbaut, und gilt es, trotz aller Unterschiede in den Rechtsystemen, zu akzeptieren und zu respektieren.
Wenn es eine Partnerschaft unter Gleichen geben soll, dann müssen wir respektieren, dass die Werte und Gesetze des Anderen in Einklang mit den universellen Menschenrechten und dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit stehen müssen. Das ist für mich, wie auch für die Menschen in Deutschland, eine Grundvoraussetzung die erfüllt sein muss und auf die größte Aufmerksamkeit gerichtet wird.
Wer die Sprache der Diplomatie kennt, der weiß, dass das – gesprochen auf offener Bühne – wirklich deutliche Worte waren. Ein guter Anfang also.
Doch nun zu den Ethikregeln der Reiseteilnehmer:
SolarWorld AG
compliance
„Der SolarWorld Konzern verfügt über einen Verhaltenskodex, der für alle Mitarbeiter gilt.“
„Im Verhaltenskodex wird auf die zehn Prinzipien des Global Compact der Vereinten Nationen verwiesen. SolarWorld ist Unterzeichner des Global Compact und bekennt sich damit zu diesem Katalog von Grundwerten aus den Bereichen Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung. Darüber hinaus verpflichtet sich SolarWorld dazu, diese Grundwerte zu unterstützen und sie innerhalb des eigenen Einflussbereichs in die Praxis umzusetzen.“
Thyssen Krupp Industrial Soultions AG:
Gesellschaftliches Engagement
„Der Einsatz für die Menschen an unseren Standorten, die positive Gestaltung unseres Umfeldes und die Förderung von Technikbegeisterung sind für ThyssenKrupp selbstverständlich. Bereits aus der Tradition der Unternehmen Thyssen und Krupp heraus verstehen wir uns als ein aktives Mitglied der Gesellschaft.“
„Bei unserem Engagement setzen wir zudem konsequent die hohen Compliance-Standards des Unternehmens um.“
Bauer AG
Grundsätze Nachhaltigkeit
Der jährlich erscheinende Nachhaltigkeitsbericht, der seit 2011 den Anforderungen der Global Reporting Initiative (GRI) entspricht, informiert über die Aktionen und die gesetzten Ziele.
Anmerkung der Redaktion:
Die Berichte im Rahmen der GRI beinhalten eine Kategorie Gesellschaft (scrollen bis Teil 5 Seite 70) mit dem Punkt „Menschenrechte“ u.a. mit den Berichtsthemen Gleichbehandlung, Kinderarbeit, Beschwerdeverfahren hinsichtlich Menschenrechtsverletzungen.
ALBA Group
Nachhaltigkeit aus Verantwortung
„Auch über die eigentliche Unternehmenstätigkeit hinaus übernehmen wir gesellschaftliche Verantwortung.“
Remondis SE & Co.KG
Nachhaltigkeit als Kerngeschäft
Nachhaltigkeit ist der wesentliche Pfeiler unserer Unternehmensphilosophie und prägt jeden Geschäftsbereich von REMONDIS. In 34 Ländern weltweit setzen wir uns dafür ein, Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern. Ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Verantwortung sind dabei eng miteinander verknüpft.
Linde AG
Verhaltenskodex (Scrolle auf Seite 38; 6.6)
Menschenrechte Sachverhalt:
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verabschiedet und verkündet. Die Kernprinzipien der internationalen Menschenrechtscharta (International Bill of Human Rights) sind von den meisten Ländern verabschiedet worden und spiegeln öffentliche und internationale Erwartungen wider.
Die hierin niedergelegten Prinzipien beinhalten:
− Recht auf Achtung der Menschenwürde (Artikel 1)
− Verbot von Diskriminierung und Belästigung (Artikel 2)
− Recht auf Privatsphäre (Artikel 3)
− Verbot von Sklaverei und Leibeigenschaft (Artikel 4)
− Recht auf Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit (Artikel 20)
− Recht auf gerechte Entlohnung (Artikel 23)
Linde unterstützt den Schutz und die Förderung der Menschenrechte.
Siemens AG
Corporate Citizenship
Unser Ziel ist es, die Menschen dabei zu unterstützen, selbstständig die drängenden gesellschaftlichen Probleme zu lösen, die ihre Region an der Entwicklung hindern.
Goldbeck Solar GmbH
Solidität
Als Familienunternehmen steht GOLDBECK für gelebte Werte. Menschlichkeit, Leistungsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein sind deren Fundament.
Lufthansa Cargo AG
Lufthansa Corporate Responsibility
The international economy and the air transport industry, in particular, operate in a dynamic environment that is defined by long-term megatrends and global challenges, such as population growth and the rise of megacities, increasing demand for mobility in the context of increasing globalization, climate change and processes of political transition.
Kraftanlagen München GmbH
Verhaltensgrundsätze der Kraftanlangen München
Dies erlaubt keinerlei Diskriminierung, insbesondere nicht aufgrund von Rasse, Hautfarbe, Religion, Alter, Abstammung, Geschlecht, Behinderung, Mitgliedschaft bei Gewerkschaften oder politischen Parteien, Personenstand oder militärischer Zugehörigkeit. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen keine wie auch immer gearteten Belästigungen tolerieren.
Leoni AG
Bekenntnis zum UN Global Compact
Als international tätiges Unternehmen hat es sich LEONI zur Aufgabe gemacht, für die Einhaltung der Menschenrechte und von anerkannten Arbeitsnormen an den 93 Standorten in 32 Ländern zu sorgen. Diese Form der Verantwortung wurde bereits 2003 mit der Veröffentlichung der LEONI Sozialcharta begonnen, 2007 mit dem LEONI Code of Ethics fortgesetzt und 2011 durch den Beitritt zum UN Global Compact weiter vorangetrieben.
Mühldorfer GmbH & Co.KG
Willkommen bei Mühldorfer
Mühldorfer macht Betten für Menschen, die offen sind für neue Träume und Ideen.
ISTA International GmbH
Compliance ist unverzichtbar
Mitgliedschaft im UN Global Compact
ABB AG
Verhaltenskodex
Wir fördern nachhaltige Entwicklung
ABB-Beschäftigte tragen zur Verwirklichung der langfristigen Ziele des Unternehmens bei, indem sie den wirtschaftlichen Fortschritt unterstützen und Verantwortung für Umweltschutz und soziale Entwicklung übernehmen. Ein Teil dieser Verantwortung besteht darin, sich auf angemessene Weise für die Verbesserung der Lebensbedingungen in den Ländern und Gemeinden, in denen ABB arbeitet, zu engagieren.
E.ON Technologies GmbH
Protection of Human Rights
E.ON has always respected human rights. In view of the increasing internationalization of our business, in 2005 we underscored this commitment by pledging to abide by the principles of the UN Global Compact. The pledge to respect human rights is also contained the E.ON Board of Management’s Commitment to Corporate Responsibility of 2006. Our entire company is also subject to our own Human Rights Guidelines, in which we recognize the UN Universal Declaration of Human Rights, the International Labor Organization’s convention on human rights, and the principles of the UN Global Compact. The Board of Management signed the ILO convention on the company’s behalf in 2008 and explicitly stated (with reference to ILO conventions 29, 105, 132, and 182, among others) E.ON’s opposition to child labor. We integrate human rights issues into our procurement processes and CR audits.
SAP SE
Governance Menschenrechte
2011 haben wir in unserer Selbstverpflichtung zur Achtung der Menschenrechte festgehalten, dass wir die Grundprinzipien der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und die in der Erklärung der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) genannten grundlegenden Prinzipien und Rechte bei der Arbeit respektieren und unterstützen.
KfW IPEX-Bank
KfW-Menschenrechtserklärungen
Die KfW Bankengruppe ist Signatarin der Menschenrechtserklärung, die das Business & Human Rights Resource Centre 2008 anlässlich des 60. Geburtstags der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte initiiert hat. Es ist eine Erklärung von Unternehmen, die die Menschenrechte in ihrer Geschäftstätigkeit aktiv achten und schützen wollen.
Ashoka Deutschland GmbH
Die Welt verändern – wie geht das?
Über die Förderung einzelner sozialer Innovationen hinaus gestaltet Ashoka die Rahmenbedingungen, sozusagen das »Ökosystem«, dafür mit, dass soziale Innovationen in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen zukünftig noch schneller wachsen können – um spürbare positive Veränderungen für möglichst viele Menschen zu erreichen.
Roland Berger Strategy Consultants
Coporate Responsability
…..vergibt die Stiftung den mit einer Million Euro dotierten Roland Berger Preis für Menschenwürde an Personen und Organisationen weltweit, die sich vorbildlich und erfolgreich für den Schutz der Menschenwürde einsetzen.
Le-vi Elektrovertrieb GmbH
Arab-German Women Leaders Forum
Laut des Global Entrepreneurship Monitors gründen Männer in den arabischen Ländern 2,8 Mal häufiger Unternehmen als Frauen. Auch in Deutschland sind nur 30% aller Unternehmensgründer Frauen. Aktuelle Trends zeigen jedoch, dass Unternehmerinnen in beiden Regionen eine immer größere Rolle in der Geschäftswelt einnehmen.
BMW
Gesellschaft
Die BMW Stiftung Herbert Quandt widmet sich dem Dialog zwischen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Bürgergesellschaft und versteht sich als ein „Umspannwerk“, das wissenschaftliche Analysen und praktische Kompetenzen aus verschiedenen Sektoren und Weltregionen in andere Bereiche überträgt und nutzbar macht. Die Eberhard von Kuenheim Stiftung erarbeitet und erprobt mit Partnern Pilotprojekte, die in reformbedürftigen Bereichen der Gesellschaft für Bewegung sorgen. Sich selbst versteht sie dabei als gesellschaftlicher Entwicklungsdienstleister für modellhafte Ansätze, die nach erfolgreicher Erprobung in die Selbständigkeit übergehen und im Alltagseinsatz eine breite Wirkung entfalten können.
Kraiburg Relastec GmbH & Co.KG
Verhaltenshinweise
Kraiburg setzt sich des Weiteren vorbehaltlos für den Schutz der Menschenrechte ein. Unser Unternehmen wird nicht mit anderen Unternehmen zusammenarbeiten, die diese Grundsätze nicht achten, z.B. Mitarbeiter, Jugendliche oder Kinder ausbeuten
RWE New Energy
Verantwortung
Seit Januar 2004 gehört der RWE-Konzern dem vom früheren Generalsekretär der Vereinten Nationen Kofi Anan ins Leben gerufenen „Global Compact“ (GC) an. Mit der Unterzeichnung der dem GC zugrundeliegenden zehn Prinzipien verpflichtet sich RWE, die Menschenrechte und den Umweltschutz in ihrer Arbeit zu fördern.
Bundesverband der Deutschen Industrie
Respecting Human Rights
Durch die von Experten validierte Auswahl und anschauliche Zusammenstellung der wesentlichen Tools und Leitfäden für die praktische Umsetzung der UN Guiding Principles wurde eine praxisnahe Orientierungshilfe für Unternehmen entwickelt, die eine Lücke in der immer unübersichtlicher werdenden Publikations- und Beratungslandschaft zum Thema „Wirtschaft und Menschenrechte“ schließt.
Liebherr
Wir tragen Verantwortung
Der Schutz von Menschen und Umwelt hat bei unseren Geschäftsaktivitäten eine besondere Bedeutung. Für unsere Produkte und deren Herstellung heißt dies, dass sie sicher, effizient und umweltverträglich sein müssen.
Leider haben nicht alle Delegationsteilnehmer das Thema „Menschenrechte“ auf ihren Internetseiten aufgegriffen – eine Feststellung, die hoffentlich auf den Geschäftsführungsebenen registriert wird und in praktische Aktion umgesetzt werden wird. Gerade mittelständische Unternehmen, die häufig noch von Gründern oder deren Nachkommen geführt werden oder (anders als viele Konzerne) ein Mangement mit persönlicher Bindung an das Unternehmen haben, könnten einen glaubhaften Beitrag dazu leisten, dass das Image der deutschen Wirtschaft als aktive Schützer der Menschenrechte weiter verbessert wird.
Allerdings muss jedes Unternehmen, das im Internet davon spricht, sich aktiv für die Wahrung der Menschenrechte einzusetzen, auch damit rechnen, dass solche Aussagen hinterfragt werden.
Wir werden das erstmalig tun, wenn die Delegationsteilnehmer von ihrer Reise zurückgekehrt sind. Dann werden wir die Geschäftsleitungen der aufgeführten Firmen anschreiben und nachfragen, wie ihr Beitrag zur Verbesserung der Menschenrechtlage in den arabischen Ländern ausgesehen hat.
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