Unter der Überschrift Hungerhilfe verkehrt stellt das Naturkostmagazin „Schrot & Korn“ (S & K) die Frage, ob die von der Bunderegierung unterstützten Aktionen im Rahmen der weltweiten Hungerbekämpfung („German Food Partnership“ und „Neue Allianz für Ernährungsicherung“ nichts anderes sind, als eine aktive Unterstützung der Agrarkonzerne Bayer, BASF und Monsanto.
805 Millionen Menschen hungern weltweit. Um diesen Hunger zu besiegen müssen, da sind sich alle Experten einig, Konzepte entwickelt werden, die die kleinbäuerlichen Betriebe stärken. Immerhin werden 70 Prozent der weltweiten Ernte von Kleinbauern erwirtschaftet.Wesentlicher Aspekt ist dabei der ökologische Landbau. Er macht die Kleinbauern unabhängig von teurem Dünger und Pestiziden.
Und es ist nach Meinung der Kritiker FIAN und Brot für die Welt genau dieses Ziel, das die Aktionen „German Food Partnership“ und „Neue Allianz für Ernährungssicherung“ auf ganzer Linie verfehlen. Was nicht verwundert, wenn man Geschichte und Selbstdarstellung der Organisationen einmal näher beleuchtet.German Food Partnership wurde 2012 gegründet und ist, wie die Leitlinien sagen, eine „privat-öffentliche Initiative mit dem Ziel Armut und Hunger in Entwicklungs- und Schwellenländern zu reduzieren.“ Und in einem Statment des Pressesprechers (er ist Senior Sustainable Development Manager bei Bayer CropScience) heißt es: “Die Privatwirtschaft unterstützt mit ihren Investitionen und ihrem Knowhow die von den Partnerländern angestrebte Modernisierung und Professionalisierung der Agrar- und Ernährungswirtschaft.“
Diesen wohlklingenden Worten steht die harte Kritik der AG Landwirtschaft und Ernährung des Forum Umwelt entgegen:
„Die „German Food Partnership“ (GFP) wurde auf Bestreben führender deutscher Unternehmen unter Schirmherrschaft des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) im Juni 2012 als „Deutsche Initiative für Agrarwirtschaft und Ernährung in Schwellen- und Entwicklungsländern (DIAE)“ gegründet.
Im Januar 2013 wurde diese in GFP unbenannt. Sie bringt private und öffentliche Akteure zusammen und möchte Projekte zum Aufbau von Wertschöpfungsketten für Grundnahrungsmittel und zur Erhöhung der landwirtschaftlichen Leistungsfähigkeit in Schwellen- und Entwicklungsländern implementieren. Dadurch sollen Bauern und Bäuerinnen einen besseren Zugang zu Betriebsmitteln, Märkten und Nahrungsmitteln erhalten, mit dem Ziel, Hunger und Armut zu reduzieren.
Aus Sicht des Forums Umwelt und Entwicklung besteht viel eher die Gefahr, dass Kleinbauern und -bäuerinnen zu Anhängseln der Geschäfts- und Agrarmodellen des Agribusiness werden. Alternative, von Kleinbauern und -bäuerinnen selbst vorgeschlagene Strategien für Investitionen in die Landwirtschaft und zur Hunger- und Armutsbekämpfung werden von der GFP ignoriert und weiter marginalisiert. Zugleich wird über die Initiativeein „neues“ Entwicklungsmodell etabliert, das einerseits die Rolle der Privatwirtschaft überbetont und sich andererseits von dem Anspruch verabschiedet die Ärmsten der Armen zu erreichen. Denn die vom Agribusiness angebotenen Lösungsansätze, richten sich nur an eine kleine Gruppe relativ besser gestellter kleinbäuerlicher Betriebe. Für das Forum Umwelt und Entwicklung ist daher der entwicklungspolitische Mehrwert der GFP nicht zu erkennen. Es fordert deshalb die Bundesregierung auf die GFP zu beenden.“
Und die Kritiker des Forum Umwelt stehen nicht allein: In einem gemeinsamen Appell der Entwicklungsorganisationen Oxfam, Inkota und FIAN heißt es zu „GFP“ und „Neue Allianz für Ernährungssischerung“ heißt es, die Aktionen tragen zwar das Etikett der Armutsbekämpfung, „dienen aber vor allem den Profitinteressen der Konzerne.“
Als ein Beispiel für die Auswüchse der Arbeit von German Food Partnership führt S & K den Export von Kartoffeln nach Afrika an, der trotz reichlich vorhandener, lokal angepasster Pflanzen vor Ort gefördert wird. Für Roman Herre von FIAN mit dem klaren Ziel, dass so die „dominanten Konzerne bei Pflanzkartoffeln und Kartoffelpflanzenschutz wie Europlant und Bayer Zugang zum afrikanischen Markt bekommen sollen.
Der Vorwurf nicht auf die Interessen und Notwendigkeiten der kleinbäuerlichen Betriebe einzugehen wird, wie gegen die „GFP“, auch gegen die „Neue Allianz für Ernährungssicherheit in Afrika“ erhoben. Auch bei dieser, im Jahr 2012 gegründeten Initiative der G8-Staaten vermuten die Kritiker, dass es weniger um die Förderung kleinbäuerlicher Unternehmungen und lokal/regionaler Versorgung geht, als vielmehr um die Schaffung investitionsfreundlicher Rahmenbedingungen für internationale Saatgut- und Pflanzenschutzkonzerne. Wie sonst erklärt sich, dass Kleinbauern bisher nicht in diese Initiative eingebunden sind.
Und so kommt das Forum Umwelt und Entwicklung zu folgendem Schluss:
Es ist zu befürchten, dass die Initiative eher der Öffnung afrikanischer Märkte für den Ankauf von Agrarrohstoffen, den Zugang zu Land und den Vertrieb von kommerziellem Saatgut, Düngern und Pestizide dient. Das Forum Umwelt und Entwickelt fordert daher die Initiative entweder radikal zu reformieren oder komplett zu beenden.
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