Vom Gentech-Riesen Monsanto in den Verwaltungsrat der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherung (EFSA) – und das auf Anregung der EU-Kommission. Warum warnen das unabhängige Forschungsinstitut Testbiotech und die Forschungsgruppe Corporate Europe Observatory (CEO) wohl vor Interessenkonflikten? Ein Schelm, wer jetzt noch Böses denkt!
Im konkreten Fall geht es um die Kandidatin Mella Frewen, die derzeit den Industrieverband FoodDrinkEurope leitet und zuvor, bis 2007, fünf Jahre lang für den Gentech-Konzern Monsanto als Cheflobbyistin in Europa tätig war. Sie soll zukünftig Mitglied im Verwaltungsrat der EFSA sein.
Dazu berichtet Testbiotech:
„Unter anderem betrieb Frewen 2009 intensive Lobbyarbeit, damit in der EU die Kontamination von Lebensmitteln mit gentechnisch veränderten Pflanzen auch dann toleriert wird, wenn diese in der EU gar nicht zugelassen sind.“
Dazu meint Christoph Then von Testbiotec:
„Die Ernennung einer Lobbyistin, die in der Vergangenheit sogar dafür plädiert hat, Kontaminationen mit gentechnisch veränderten Pflanzen zuzulassen, würde die Glaubwürdigkeit der Lebensmittelbehörde schwer beschädigen.“
und
„Es gibt keine Rechtfertigung dafür, warum ausgerechnet die Lobbyisten der Industrie im Verwaltungsrat der EFSA sitzen sollen.“
Für diese Aussage spricht, dass der Verwaltungsrat eine entscheidende Rolle für die Arbeit der EFSA spielt. So genehmigt er das jährliche Arbeitsprogramm und entscheidet darüber, welche Wissenschaftler in die Expertengremien gelangen. Außerdem soll er Regeln zur Verhinderung von Interessenskonflikten und zur Wahrung der Unabhängigkeit der Behörde aufstellen.
Da die Gremien der EFSA nach den Erkenntnissen von CEO und Testbiotech regelmäßig und besonders in den letzten zwei Jahren mit Industrielobbyisten durchsetzt wurden, haben beide Organisationen Zweifel daran, dass die EFSA die nach ihrer Aufgabenstellung gewünschte „Arbeit im öffentlichen Interesse“ mit ausreichender Neutralität durchführt.
Der Anspruch ist hoch, heißt es doch auf der Homepage der EFSA
„Die unabhängige wissenschaftliche Beratung durch die EFSA ist die Basis des europäischen Lebensmittelsicherheitssystems. Dank dieses Systems gehören die Europäer weltweit, was Risiken in der Lebensmittelkette angeht, zu den am besten geschützten und am besten informierten Verbrauchern.“
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang dürfte die Meldung sein, dass das Europäische Parlament der Lebensmittelbehörde EFSA die Entlastung des Haushalts 2010 wegen Interessenkonflikten und „Drehtüreffekten“ versagt hat.
{ 0 Kommentare... }