Ist sie nun ein Doktor oder ist sie keiner? Laut einer Meldung von Welt-online von heute 18.07.2011, 08:15 Uhr, hat Silvana Koch-Mehrin „zum Wochenende bei der Universität Heidelberg Widerspruch gegen die Aberkennung“ ihres Doktortitels eingelegt.
Bereits seit 18. Juni 2011 veröffentlicht Frau Koch-Mehrin auf ihrer Homepage ihren Widerspruch gegen den Entzug ihres Doktortitels durch die Universität Heidelberg. Sie schreibt darin, dass
„…meine Doktorarbeit kein Meisterstück ist, …nicht frei von Schwächen, …nicht selten ungenau, oberflächlich und manchmnal geradezu fehlerhaft…!
Und gegen Ende ihres Textes heißt es dann
„Der Promotionsausschuss hat mir im Jahr 2000 in voller Kenntnis aller eklatanten Schwächen meiner Arbeit den Doktortitel verliehen.“
So offen und ehrlich Frau Koch-Mehrin die Schwächen ihrer Arbeit auch selbst zugibt, sie unterliegt trotzdem einem fatalen Irrtum. Der Promotionsausschuss wusste bei der Bewertung der Arbeit zwar um die Schwächen der Arbeit – er wußte aber nichts von der Unterschlagung fremden geistigen Eigentums.
Das nun darf ihm Frau Koch-Mehrin aber nicht zum Vorwurf machen, denn sie hat gem. der Prüfungsordnung der philosophischen Fakultät ihrem Antrag zur Prüfungszulassung, wie von §8 derselben gefordert, beigefügt
„eine Erklärung des Doktoranden/der Doktorandin, dass er/sie die Dissertation selbständig angefertigt, nur die angegebenen Hilfsmittel benutzt und die Zitate gekennzeichnet hat bzw. im Fall von Gemeinschaftsarbeiten eine Erklärung über die selbst verantworteten Anteile“
Damit darf und muss der Prüfungsausschuss davon ausgehen, dass alle nicht gem. dem „Merkblatt zur wissenschaftlichen Arbeiten“ der philosophischen Fakultät gekennzeichneten Textstellen allein „der Feder und dem Kopf “ von Frau Koch-Mehrin entstammen.
Dieser Meinung sind wohl auch die Vertreter der Universität Heidelberg, die – laut einer Meldung der Bild-Zeitung von heute, 18. Juli 2011, 15:15 Uhr – feststellen lassen, dass „Ein Plagiat ist keine ‚Schwäche‘, sondern ein Vergehen. Wären Plagiate in der Arbeit bekannt gewesen, hätte Frau Koch-Mehrin an dieser Hochschule keinen Doktortitel erwerben können.“ Inhaltliche Schwächen seien etwas völlig anderes als ein Plagiat.
Nun warten alle gespannt darauf, ob Frau Koch-Mehrin ihren Widerspruch vor Gericht durchsetzen will. Die Eingangs des Beitrags gestellte Frage „Stehvermögen oder Starrsinn“ muss vor dem Hintergrund dieser Möglichkeit wohl um einen Aspekt erweitert werden: „Einkommenssicherung“. Immerhin ‚verdient‘ eine Europaabgeordnete nach uns vorliegenden Informationen Gehalt/Diät Eur 7.956,87 dazu eine monatliche Kostenvergütung Eur 4.299 und Tagegelder in Höhe von Eur 304,00 für offizielle Sitzungen in Gremien des EU-Parlaments (verständlich also, dass Frau Koch-Mehrin nach dem Rücktritt von ihrem Amt im Wissenschaftsausschuss sofort in einen anderen Ausschuss strebte). Und Frau Koch-Mehrin hat seit ihrer Schulzeit nichts anderes gemacht als Partei und Politik (mit Ausnahme einer kurzen „Parallelbeschäftigung“ in ihrer Lobbyagentur).
Bleibt uns als Bürger die Frage: „Verdient“ Frau Koch-Mehrin noch unser Vertrauen?
Das ist doch alles langsam nur noch lächerlich.
haben die jetzt alle ihre Doktorarbeit kopiert oder was?
Kann doch echt nicht sein.
Aber wer weiß wie viele von den Doktoranten, die zum Beispiel Koch-Mehrin beschuldigen, selber Dreck am Stecken haben?!
Stimmt, Sascha, das ist die große Frage: Wer von den Kritikern hat selbst Dreck am Stecken? Nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“.
Politiker und Parteien sehen Betrug bei einer Dissertation wohl nur als einen Kavaliersdelikt an. Die angeblich nachlässigen Prüfungen der Universitäten kann man diesen nur bedingt zum Vorwurf machen, unterschreibt doch jeder Doktorand eine (ehrenwörtliche) Erklärung, wonach er alle Quellen und verwendeten Materialien eindeutig kennzeichnet und benennt. Das hat man zumindest bislang geglaubt.
Kritisch gesehen kann man anmerken, dass auch Universitäten sich gerne mit bekannten Namen schmücken und deshalb vielleicht eine gewisse „Großzügigkeit“ gezeigt haben.
Solange es für Menschen in öffentlichen Ämtern, besonders Politiker, keine klar umrissenen Konsequenzen für Fälschungen und Betrug gibt, müssen wir wohl damit leben, dass so etwas passiert.