Verreisen ist teuer, vor allem für kinderreiche Familien. Doch es gibt eine preiswerte Alternative: Haustausch. Zahlreiche Internet-Tauschbörsen helfen bei der Suche nach einem geeigneten Feriendomizil.
Eine Idee macht Schule
Im Jahr 1953 entstand aus einer privaten Initiative eine Organisation, die inzwischen weltweit Schule gemacht hat: Urlaub per Haustausch. Damals hatte der britische Lehrer David Ostroff sein Zuhause mit einem amerikanischen Kollegen getauscht und durchwegs gute Erfahrungen gemacht. Das brachte ihn auf die Idee, den Wohnungstausch in größerem Stil zu organisieren und damit Menschen die Möglichkeit zu geben, auf preiswerte Art zu verreisen. HomeLink, so der Name der Organisation, fand seither immer mehr Mitglieder.
Ein Non-Profit Unternehmen
24 Büros, die über fünf Kontinente verteilt sind, unterhält mittlerweile der Anbieter, der viele Nachahmer gefunden hat. Wer heute im Internet nach Wohnungstauschanbietern sucht, wird schnell fündig – und kann zwischen deutschen, europäischen oder amerikanischen Organisationen wählen. Selbst das Auktionsportal eBay bietet heute Ferienhäuser im Tauschverfahren an. Die meisten Vermittlungsbüros erheben einen jährlichen Mitgliedsbeitrag – bei HomeLink beträgt er 140 Euro. Die Vermittlungsgebühren variieren zwischen 70 bis 150 Euro pro Jahr. Es geht ja nicht um Kommerz.
Tausche Wohnung in Berlin gegen Villa in Florida
Nach dem Prinzip „Suche/Biete“ tragen sich die Tauschpartner in eine Datenbank ein. Wie bei einem normalen Wohnungsinserat sollte man sein Anwesen genau beschreiben – Lage, Größe, Umfeld usw. Auch die Frage, ob man zeitgleich oder zeitversetzt tauschen möchte, ist wichtig. Selbst verhältnismäßig kleine Stadtwohnungen kommen zum Zug. „Es kommt oft vor, dass jemand sein Zwei-Zimmer-Apartment in einer europäischen Stadt gegen ein Haus mit Swimmingpool in den USA eintauscht“, sagt Daniela Gocker, Mitarbeiterin beim Verein HomeLink. „Amerikanern geht es darum, europäische Urbanität kennenzulernen. Swimmingpools und Häuser haben die meisten selbst“.
Freundschaften weltweit
Sobald sich zwei Inserenten für ihre jeweiligen Objekte interessieren, können die Modalitäten festgelegt werden. Die meisten Teilnehmer schreiben oder telefonieren zunächst miteinander, ehe sie zu ihrem Urlaubsziel aufbrechen. Der hübsche Nebeneffekt: Durch den direkten Kontakt entsteht ein Beziehungsnetz, das sich über die ganze Welt erstreckt. Es gibt zahlreiche Urlauber, die ausschließlich auf diese Weise verreisen und die entstandenen Kontakte noch jahrelang weiterpflegen. Und viele Familien loben den Haustauschgedanken deshalb, weil ihre Kinder weltweit interessante Freundschaften knüpfen konnten.
Voraussetzung: Vertrauen und Respekt
Schlechte Erfahrungen machen dabei die wenigsten, denn sie wissen, dass der Tauschpartner das gleiche Interesse hat, ihr Zuhause bei der Rückkehr so vorzufinden wie sie selbst. Die Voraussetzung dafür ist das gegenseitige Vertrauen und der Respekt vor dem Lebensraum des Tauschpartners. So berichtet beispielsweise ein Familienvater über seine durchweg positiven Erfahrungen: „Wir sind seit Jahren überzeugte ‚Tauschurlauber’. Bereits 14 Mal haben meine Frau und unsere beiden Kinder Häuser in zehn verschiedenen Ländern – darunter auch Malaysia oder Südafrika – getauscht.“
HomeLink erhebt einen jährlichen Mitgliedsbeitrag von 140 Euro. Darin enthalten ist ein 2500 Euro-Garantiefonds, der etwaige Schäden abdeckt. Gegen zusätzliche 20 Euro erwirbt man auch eine Tauschrücktrittsgarantie. Neben dem täglich aktualisierten Internetangebot gibt es gegen eine Gebühr von 20 Euro zweimal im Jahr einen Tauschkatalog, der im deutschen HomeLink-Büro unter 09503-503037 zu bestellen ist.Intervac-Deutschland erhebt einen Mitgliedsbeitrag von 110 Euro pro Jahr. Darin enthalten ist für ein Jahr Zugang zur Internet-Datenbank und ein Inserat im Tauschkatalog. Zusatzservice: eine Hot-List mit Last-Minute-Angeboten und ein wöchentlicher Newsletter mit speziellen Angeboten.
Weitere Datenbanken: www.tauschhaus.org, www.HomeForExchange.com , www.travellinxx.de, www.b-each.de, www.swapeo.com
Die guten Erfahrungen überwiegen
„Wir haben noch nie böse Überraschungen erlebt. Ebenso positiv war die Rückkehr in unser eigenes Haus, denn unter Haustauschern ist es selbstverständlich, dass man sein Haus in tadellosem Zustand wieder findet“, sagt der erfahrene Tausch-Urlauber. Natürlich seien die Sauberkeitsvorstellungen unterschiedlich, wird eingeräumt. Tatsächlich überwiegen jedoch die guten Erfahrungen: Meist bemühen sich die jeweiligen Tauschpartner, ihr Zuhause möglichst „fremdenfreundlich“ zu präsentieren. Bettwäsche, Listen mit Tipps sowie ein gut gefüllter Kühlschrank sind unter Tauschprofis die Regel. Man weiß, dass man auf der „anderen Seite“ das Gleiche vorfindet.
Für Neulinge: Haustausch mit den Profis
Viele Tauschbörsen empfehlen Neulingen, sich erst einmal an die „Profis“ zu wenden. Denn sie wissen am besten, was im Vorfeld abzuklären ist – wie zum Beispiel die Nachbarn oder Freunde einzubinden, die der Gastfamilie unter Umständen zur Seite stehen. Ein wesentlicher Aspekt der weltweiten Urlaubsvernetzung ist ja die persönliche Beziehung, die neben der finanziellen Überlegung den ganzen Reiz der Sache ausmacht. Haustauscher verbringen ihren Urlaub im privaten Umfeld ihres Tauschpartners und gewinnen dadurch eine völlig andere und intensivere Beziehung zum Gastland – Nestwärme inklusive. Oder, wie es besagter Familienvater beschreibt: „Solange wir leben, möchten wir die Wärme und Weltoffenheit unter Haustauschern nicht mehr gegen die Sterilität eines Hotels tauschen.“
red/ela