2 Bildungspolitik 2011 – Wenn Abonnentenwerbung die Bildungsreform einläutet

Quelle: Redaktion diebuergerlobby

Quelle: Redaktion diebuergerlobby

„Wenn es den „Spiegel“ nicht mehr gäbe, würde der deutschen Öffentlichkeit nichts fehlen.“ So wird Norbert Wolfgang Bolz, Medientheoretiker und studierter Philosoph,  in der Fachzeitung für „Bild“ung, Deutschland und Kultur zitiert. Das stimmt so nicht! Spätestens mit der Veröffentlichung  der Fragen zu seiner grossen Bildungsstudie 2011 hat der Spiegel bewiesen, dass er immer noch zu den großen Anschiebern der Republik gehört. Dass die große Bildungsstudie 2011 allerdings als simple Abonnentenwerbung daher kommt, das überrascht dann doch.

Aber, Marketing hin oder her, die deutsche Bildungspolitik braucht neue Ideen. Egal wo und wie die das Licht der Öffentlichkeit erblicken. Die Zeit der bildungspolitischen Kleinstaaterei muss vorbei sein. Deshalb unterstützen wir die Bildungsoffensive des Spiegel und stellen Ihnen heute Frage 7 aus der grossen Bildungsstudie vor: „Glauben Sie, dass Privatschulen die bessere Alternative zu staatlichen Schulen sind?“

„Bitte Abstand halten“ unter dieser Überschrift beschäftigt sich die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 15. Mai 2011 mit der Frage nach der „richtigen“ Schule und dem richtigen Umgang für Kinder. Für Uta Rasche, die Verfasserin des Beitrags (studierte Politikwissenschaftlerin und selbst Mutter zweier Kinder) sind die Eltern zugleich Stakeholder und Projektmanager im Familienprojekt „Kind“. Da gilt es möglichst früh die Selbstständigkeit der Kinder zu fördern, gleichzeitig aber darauf zu achten, dass die Schul-/Spielkameraden in einem ähnlichen Erziehungsstil geführt werden. „Schließlich wolle sie, die ihren Kindern nachmittags einen Obstteller zubereitet und zu sinnvoller Beschäftigung anregt, nicht, dass sie anderswo die ganze Zeit fernsehen und Chips essen.“ wird eine „Projektmanagerin“ zitiert.

Uta Rasche zitiert den Kinderpsychologen Wolfgang Bergmann „Dass Eltern die Kontakte ihrer Kinder lenken, ist ein verbreitetes und sich ausweitendes Verhaltensschema, das soziale Ordnung herstellen soll. Eltern achten darauf, dass die künftigen Gymnasiasten mit ihresgleichen spielen. Ihr Bemühen zielt darauf ab, dass ihre Kinder in das Kompetenzmilieu hineinwachsen, in das sie nach Ansicht der Eltern gehören.“ und schlussfolgert, dahinter stecke die Sorge vor einem Abrutschen auf der sozialen Skala, aber auch ein Distinktionsbedürfnis.

Die permanenten öffentlichen Diskussionen um Bedeutung und Wichtigkeit der Bildung in einer Wissensgesellschaft führen zu einem enormen Druck auf die Eltern. „Die Torwächterfunktion der formalen Bildung hat zugenommen“, sagt die Tübinger Pädagogikprofessorin Karin Amos.

Da erscheint es nur logisch, dass auf der Suche nach dem richtigen „Kompetenzmilieu“ die Privatschule für viele Eltern zu einer interessanten Alternative wird. Was dabei allerdings im Ungewissen bleibt,  ist die Klärung der Frage, ob das in einer solchen Schule möglicherweise erreichte „bessere“ Umfeld (homogen, lern- und leistungsstark) tatsächlich besser auf das Leben vorbereitet. Das Leben, das die Kinder erwartet, wird nämlich von Heterogenität, Komplexität und Unsicherheit gekennzeichnet sein.

Dei Antwort auf die Frage “ Sind Privatschulen die bessere Alternative?“ kann also eigentlich nur lauten NEIN, denn sie lassen die Kinder in einem Paralleluniversum aufwachsen, das ihnen in vielen Dingen die Realität des Alltags vorenthält.

Die Aufgabe an die Politiker muss also lauten: Schafft ein staatliches Bildungssystem, in dem elterliche Ausweichbewegungen (Richtung Privatschule) nicht mehr nötig sind. Schafft ein Schulsystem, das die gesellschaftlichen Realitäten widerspiegelt und nicht zwischen „Unterstadt“ und „Oberstadt“ unterscheidet. Die Schulwahl darf nicht länger dem Motto „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“ folgen!

Deshalb unterstützen wir den Spiegel bei seiner Bildungsstudie 2011, Marketing hin oder her.
Die bundesdeutsche Bildungspolitik ist renovierungsbedürftig. Nicht erst seit heute.

Fordern Sie den Fragebogen zur Studie beim Spiegel-Verlag, Stichwort „BILDUNGSSTUDIE 2011“ an. Da der Spiegel auf seiner Homepage keinen Hinweis auf die Bildungsstudie gibt, schreiben Sie am Besten an einen der Chefredakteure.

Dies sind: Bei SPIEGELonline [email protected], beim Magazin [email protected]

Thema wird fortgesetzt mit Frage 7 der BILDUNGSSTUDIE 2011: „Glauben Sie, dass Privatschulen die bessere Alternative zu staatlichen Schulen sind?“ Überlegen Sie sich schon mal eine Antwort!

Weitere Beiträge zum Thema:

So schlimm steht’s um Deutschlands Bildungspolitik -(1)Abonnentenwerbung als Bildungsstudie verkleidet

Bildungsrevolution in Deutschland -(2) Bildungsstudien als Abonnentenwerbung

Gleiche Chancen für Alle -(3) Bildungspolitik mit Abonnentenwerbung machen

Bildungspolitik gestalten -(4) Bildungsstudie 2011 unterstützen!

Für ein besseres Schulsystem -(5) Spiegel-Bildungsstudie 2011

Bildung 2011 -(6) Mit Abonnentenwerbung Bildungspolitik machen!

Links zum Thema:

Bitte Abstand halten – Sicherung des sozialen Status als Problem bei Kindererziehung und Schulwahl

Lieber Staat als Privat – NRZ Bürgerbarometer

Warum Privatschulen schlechter sind als ihr Ruf DER SPIEGEL

Das sagen (werdende) Eltern zum Thema:

Elite Partner Forum

bildungsklick – bayerischer Elternverband

Privatschule ja oder nein Eltern (das Magazin für Eltern)

{ 2 Kommentare... lese sie oder Schreibe einen Kommentar }

  • 1
    Phil Stuller

    Mein Kind kommt dieses Jahr in die fünfte Jahrgangsstufe und ich überdenke im Moment wie sein weiterführender Werdegang aussehen soll. Eine gute Variante zur herkömmlichen Schulform ist wie ich finde ein Internat. Ich habe mir mal die Website von dem Internat Schloss-Bieberstein etwas länger angeguckt und habe mir gedacht, das scheint nicht schlecht zu sein. Im Internat werden Neuankömmlinge nach Information der www-Seite optimal in das neue Leben eingeführt und bekommen eine breit gefächerte Bildung die auch jenseits des Klassenzimmers erfolgen soll. Ich bin mir nur unsicher ob er das gut verkraftet wenn er seine Mama und die anderen seiner Familie plötzlich nur noch alle 14 Tage treffen kann. Hat einer ein Kind im selben Alter in ein Internat gebracht und falls ja wie lief der Wechsel, wenn die Lieben plötzlich nicht mehr da sind? Eventuell hatt einer von euch persöhnlich mit einem Internat Erfahrungen gesammelt. Ich habe bisher noch nicht so die Ahnung und bin hin und her gerissen. Ich bitte um Rat.

  • 2
    Christian Steinberg

    Sehr geehrter Herr Stuller,
    ich kenne das Internat nicht, das Sie im Auge haben. Ich habe 2 meiner Kinder mit deren Zustimmung auf das Internat gegeben, weil ich glaubte, dass dort erheblich bessere Bedingungen bestünden. Der Internetauftritt war fantastisch! Das wars aber auch. Nach 2,5 Jahren habe ich die Kinder zurückgeholt, weil Mobbing, Alkohol und Vorurteile alles andere dominierten.
    Bitte bedenken Sie, dass Ihr Sohn Ihren Vorschlag auch falsch verstehen kann – nämlich: Die wollen mich hier nicht mehr haben.
    Gerne gebe ich Ihnen mehr von meinen Eindrücken. Aber soviel solls fürs erste mal sein.
    Herzliche Grüße
    Christian STeinberg

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