Das bedingungslose Grundeinkommen (4)
Modell für eine zufriedenere Gesellschaft?

Wikipedia erklärt das bedingungslose Grundeinkommen als „ein sozialpolitisches Finanztransfermodell, nach dem jeder Bürger unabhängig von seiner wirtschaftlichen Lage vom Staat eine gesetzlich festgelegte und für jeden gleiche finanzielle Zuwendung erhält, für die keine Gegenleistung erbracht werden muss (Transferleistung).“ Sie wäre bereits ohne weitere Einkommen oder bedingte Sozialhilfe existenzsichernd.

Das nachfolgende Interview mit Götz Werner,  einem der profiliertesten Befürworter des Grundeinkommens, wurde von Georg Meck geführt und in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 15.07.2010 unter der Überschrift “1000 Euro machen jeden Menschen frei” veröffentlicht. Unser Nachdruck erfolgt mit Genehmigung der FAZ. © Alle Rechte vorbehalten. Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt. Zur Verfügung gestellt vom Frankfurter Allgemeine Archiv.

Teil 4: „In Amerika ist es eine Schande reich zu sterben.“

FAS: Das wird im deutschen Sozialstaat nicht passieren. Auch wenn Sie Hartz IV als “offenen Vollzug”kritisiert haben.

G.W.: Dazu stehe ich. Es ist offensichtlich: Der Hartz-IV-Empfänger verliert einen Teil der Menschenrechte.

FAS: Sie übertreiben.

G.W.: Nein, Hartz IV verstößt gegen mehrere Artikel im Grundgesetz: Zwangsarbeit ist verboten, die freie Berufswahl garantiert, ebenso Niederlassungs- und Wohnungsfreiheit, diese Rechte schränkt Hartz IV ein, wie im offenen Strafvollzug eben. Zudem wird immer verschwiegen, dass der Hartz-IV-Empfänger weniger Transferzahlungen erhält als ein Mitglied der Mittel- und Oberschicht: Wenn Sie zweimal im Monat mit Ihrer Frau in die hochsubventionierte Oper gehen, erhalten Sie von der Gemeinschaft höhere Transferleistungen als die meisten Hartz-IV-Empfänger. Nachdem das Verfassungsgericht anerkannt hat, dass die Regelsätze ein menschenwürdiges Leben ermöglichen müssen, ist es nur noch ein kleiner Schritt in Richtung Grundeinkommen.

FAS: Wo sehen Sie Mitstreiter in der Politik für Ihre Idee?

G.W.: Das ist für mich keine Fragestellung. Die Politiker orientieren sich an dem Wind, der aus der Gesellschaft weht – diesen Impuls zu stärken, dafür arbeite ich. Wenn wir das Denken ändern, dann wird die Politik reagieren. Es gilt der Ausspruch von Victor Hugo: nichts ist so stark wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.”

FAS: Im Moment stehen Superreiche hoch im Kurs, die ihr Vermögen stiften und damit die Welt verbessern.

G.W.: So ganz verstehe ich den Rummel darum nicht, das ist alter amerikanischer Lebensstil. Reich zu werden ist in Amerika keine Schande, reich zu sterben schon. Hier in Deutschland ist es gerade umgekehrt: Der Reiche muss sich zu Lebzeiten für sein Vermögen rechtfertigen. Hinterlässt er aber den Nachkommen nichts, ist es eine Schande.

FAS: Wie denken Sie in der Frage: eher deutsch oder amerikanisch?

G.W.: Amerikanisch.

FAS: Ihre sieben Kinder haben zu leiden, weil Sie nichts vererben?

G.W: Meine Kinder leiden deswegen nicht, im Gegenteil, die werden gefördert, indem sie sich selbst beweisen müssen. Meine Unternehmensanteile habe ich in eine gemeinnützige Stiftung eingebracht. Kinder haben einen Anspruch auf einen guten Start ins Leben, aber nicht darauf, dass Eltern für den lebenslangen Wohlstand ihrer Nachkommen sorgen. Da halte ich es ganz mit dem amerikanischen Pioniergeist: Mit einem bedingungslosen Grundeinkommen kann jede Generation zeigen, was sie kann.

weitere Artikel zum Thema:

Grundeinkommen – eine ansteckende Idee

Das bedingungslose Grundeinkommen; Modell für eine zufriedenere Gesellschaft Teil 1; Teil 2; Teil 3

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