Zur Panik besteht kein Anlass. Rentner und Pensionisten werden nicht häufiger Opfer von Kriminellen als ihre Mitmenschen. Trick- und Taschendiebe suchen sich allerdings häufig Senioren aus, weil die ja angeblich so hilflos sind. Damit dieses Vorurteil widerlegt werden kann, sind einige einfache Ratschläge zu befolgen.
Der Enkeltrick
“Rate mal, wer am Telefon ist!“ “Bist du es Klaus?” “Ja. Ich habe ein Problem. Mein Auto ist kaputt gegangen, ich kann jetzt sehr günstig ein Neues bekommen. Ich bin aber gerade nicht flüssig.“ So ungefähr beginnen Telefongespräche, die für den Adressaten des Anrufs mit dem deprimierenden Verlust einer hohen Summe enden. Der vermeintliche Enkel oder Neffe den besorgten Angehörigen, dem er raffiniert den wirklichen Namen des Verwandten herausgelockt hat, unter zunehmendem Psychodruck, das Sparkonto zu plündern. Das Bargeld soll der Gefoppte unter Verwendung eines Codewortes einem „Freund“ des Anrufers übergeben.
Durch die Blume
Für den oft lukrativen „Enkeltrick“ muss das Betrugsopfer aus dem Haus gelockt werden. Einfacher ist es für die Diebe, sich Zugang zur Wohnung zu verschaffen, um sie nach Geld oder Wertsachen zu durchsuchen. Oft versuchen die Täter, „durch die Blume“ zu ihrem Ziel zu gelangen. „Ich habe hier einen Blumenstrauß für ihre Nachbarn“, heisst es dann an der Wohnungstür. „Darf ich die bei Ihnen ins Wasser stellen.“ Auch die Mitleidstour ist gefragt: „Ich habe eine Autopanne. Darf ich bei Ihnen telefonieren.” Respekt vor Uniformierten wird ebenso ausgenutzt wie die Angewiesenheit auf Dienstleister und Handwerker. Da kann schon mal ein falscher Polizist mit ebenso gefälschtem Ausweis oder ein angeblicher Stromableser läuten und Einlass begehre
Mehrere Täter verwirren Opfer
Um ihr potenzielles Opfer besser ablenken zu können, kommen die Trickdiebe häufig zu mehreren und schicken zum Durchsuchen der Wohnung auch kleine „harmlose“ Kinder vor. Vorbeugend soll man sich erst mal eine Sicherheitskette oder noch besser einen Sperrbügel an die Wohnungstür montieren lassen, rät die Kriminalpolizei. Ausserdem sollte immer ein Türspion benutzt werden können. Nach einem forschenden Blick nach draußen kann die Wohnungstür mit vorgelegter Sicherung um einen Spalt geöffnet werden. Damit wird schon mal verhindert, dass sich die Täter mit Gewalt Zutritt verschaffen, wenn die Klinke von innen erst mal heruntergedrückt wurde.
Ratgeber der Polizei
Nützliche Ratschläge zu „Haustürgeschäften“ sind – wie die genannten Tipps zur Vermeidung von Trickdiebstählen – in der Polizeibroschüre „Goldherbst“ enthalten. Häufig versuchen windige Geschäftsmacher aus „Drückerkolonnen“ an der Haustüre wie bei Kaffeefahrten mit einem Wortschwall Unterschriften für Zeitschriften-Abos, Haushaltsgeräte und Versicherungen zu ergattern, die der so Beglückte gar nicht braucht. Die Widerrufsfrist von 14 Tagen umgehen die Betrüger häufig genug, indem sie den Vertrag einfach vordatieren. Die Broschüre macht zudem nachdrücklich klar, dass Anonymität der Anfang aller Laster von Trickdieben und Gewalttätern in Wohnungen ist. „Nachbarschaft beleben und die Beziehungen pflegen“, heisst das Gegenmittel laut der
Polizeibroschüre, die Kontaktadressen für persönliche Beratung in allen Bundesländern nennt.
Vorbeugen ist besser als Anzeigen aufnehmen
Neue Wege bei der Vorbeugung und Aufklärung gehen Projekte wie die Münchner Initiative gegen Trickdiebstahl (M.I.T.). Die Präventionsabteilung des Polizeipräsidiums in der bayrischen Hauptstadt sucht Kontaktbeamte in PolizeiInspektionen vor Ort, vertieft deren Wissen zur Thematik und versorgt sie mit Informationsmaterial, dessen Aktualisierung die Stadtsparkasse München finanziell unterstützt hat. Die Kontaktpolizisten suchen wiederum ältere Mitbürger, die als Multiplikatoren in ihrem eigenen sozialen Umfeld Aufklärungsarbeit zu Trickdiebstahl leisten.
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