In Zeiten des weltweiten Terrors wird, wenn es um die Gründe für die Radikalisierung, besonders junger Menschen geht, häufig davon gesprochen welche Bedeutung – neben eindrucksvollen Bildern – der Sprache zukommt. Da ist es umso verwunderlicher, dass, mit Ausnahme von Frankreich, in den Medien der europäischen Länder meist vom „IS“, dem „sogenannten islamischen Staat“ oder von „ISIS“ gesprochen wird und so gut wie nie (Ausnahme DunjaHayali im ZDF Morgenmagazin) vom „Daesh“ (im Deutschen gesprochen Da-esch) kommt vom Akronym von „Al-daula al-Islamija fi-l-Iraq wa-l-Scham“, DAIISH oder Da’ish)), dem arabischen Begriff für „IS“. Das Akronym wird abwertend verwendet für Begriffe wie „Zwietracht säen“ oder „zertreten“.
Bevor wir einen Blick auf die Geschichte der Terrorgruppe „Daesh“ werfen, wollen wir die in der Überschrift enthaltene Frage beantworten:
Es ist falsch von einem „Islamischen Staat“ zu sprechen, weil es (in diesem Zusammenhang!) keinen solchen gibt. Es gibt lediglich „von Terroristen besetzte Gebiete“ und in diesen Gebieten „zertreten“ die Anhänger dieser Gruppierung Menschenrechte und freies Denken und in der übrigen Welt versuchen sie „Zwietracht zu säen“.
Wenn wir verhindern wollen, dass noch mehr junge Menschen sich von den Prasen der Terroristen blenden lassen, dann sollten wir endlich die Kraft der Sprache nutzen um dem vorzubeugen.
Dann gibt es keinen „Islamischen Staat“ mehr (auch keinen sogenannten) sondern nur noch „Daesh“!
Wer sich mit Islam und Islamismus, deren Auswirkungen auf Gesellschaft und Politik und schließlich mit „Daesh“ beschäftigt, der sollte zunächst einmal fragen:
Was hat es auf sich mit „Islam“ und „Islamismus“?
Dazu liefert die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) einen kurzen und sehr informativen Überblick. Einen Überblick, der Fanatiker und Ignoranten sicher nicht überzeugen wird, der aber allen anderen eine weitere Erklärung dafür liefern kann, dass es lohnt „Da-esch“ zu sagen.
Die bpb schreibt zum Thema Islamismus:
„Seit den Anschlägen vom 11. September 2001 ist der Begriff „Islamismus“ in der öffentlichen wie wissenschaftlichen Debatte kontinuierlich präsent. Häufig wird er mit Bezeichnungen wie „islamischer Fundamentalismus“, „Jihadismus“ oder „radikale Muslime“ synonym verwendet. Doch was damit genau gemeint ist, bleibt häufig unklar. Meist sollen mit „Islamismus“ solche fanatischen und gewalttätigen Gruppen mit terroristischer Ausrichtung begrifflich erfasst werden, die sich auf den Islam beziehen. Diese Auffassung ignoriert, dass es sehr wohl auch Islamisten gibt, die nicht in der Gewaltanwendung ihr vorrangiges politisches Instrument sehen. Mit der einseitigen Fixierung auf diesen Handlungsstil beraubt man sich einer wichtigen Erkenntnis: Islamistische Auffassungen sind aus demokratietheoretischer Sicht grundsätzlich problematisch – unabhängig von einer latent oder manifest vorhandenen Gewaltbereitschaft.“
Die Erkenntnis, dass diese einseitige Sichtweise falsch ist, beginnt bereits wenn man den Unterschied zwischen „islamisch“ und „islamistisch“ herausarbeitet. Dazu schreibt die bpb:
„Wie sich Islam und Islamismus zueinander verhalten, darüber gibt es zwei grundsätzlich unterschiedliche Auffassungen: Die eine Auffassung geht davon aus, dass kaum ein Unterschied zwischen Islam und Islamismus bestehe, da der Islam sich als Religion auch auf die Lebensweise und damit ebenso auf die Politik beziehe. Diese Sicht erklärt letztendlich jeden Muslim zum Islamisten, was weder der Realität in den westlichen noch in mehrheitlich muslimischen Gesellschaften entspricht. Die andere Auffassung postuliert, dass Islamisten den Islam lediglich im eigenen Interesse instrumentalisieren und daher kein Zusammenhang zwischen Islam und Islamismus bestehe.“
Anmerkung der Redaktion:
Die letztere Auffassung wird in der aktuellen Diskussion um die Radikalisierung durch „Daesh“ gerne angeführt, lässt aber – nach Darstellung der bpb – einen wichtigen Aspekt außer Acht, der besonders für diejenigen von Bedeutung ist, die die Radikalisierung junger Menschen verhindern wollen:
„…den grundlegenden Stellenwert der Berufung auf den Islam und der Identitätsbildung über diese Religion im Islamismus.“
Die bpb kommt bei ihrer Betrachtung von Islam und Islamismus zu dem Ergebnis, dass es:
„Bei „Islamismus“ geht es um eine Sammelbezeichnung für alle politischen Auffassungen und Handlungen, die im Namen des Islam die Errichtung einer religiös legitimierten Gesellschafts- und Staatsordnung anstreben. Islamisten bedienen sich unterschiedlicher Handlungsstile von der Parteipolitik über die Sozialarbeit bis zum Terrorismus. Ihnen allen sind verschiedene Merkmale eigen:
1. Die Absolutsetzung des Islam als Lebens- und Staatsordnung.
2. Der Vorrang der Gottes- vor der Volkssouveränität als Legitimationsbasis.
3. Die angestrebte vollkommene Durchdringung und Steuerung der Gesellschaft.
4. Die Forderung nach einer homogenen und identitären Sozialordnung im Namen des Islam
5. Die Frontstellung gegen die Normen und Regeln des modernen demokratischen Verfassungsstaates.
Dies macht in der Bilanz aus dem Islamismus eine Form des religiösen Extremismus, ein Phänomen des politischen Fundamentalismus und eine Variante des ideologischen Totalitarismus.“
Wenden wir uns nun dem „Daesh“ zu.
Warum ärgern sich die Terrormilizionäre über diesen Namen und wie kann die Verwendung dieses Namens dabei helfen junge Menschen vor der Radikalisierung bewahren?
„Daesh“ steht im arabischen Sprachraum für „al-Dawla al-Islamiya fi al-Iraq wa al-Sham“ was übersetzt bedeutet „Der islamische Staat im Irak und der Levante“ („Levante“ steht für Syrien in einer historischen Dimension und umfasst Libanon, Israel und die autonomen Palästinensergebiete sowie Jordanien. Mit dieser regionalen Eingrenzung wird den Terroristen ihr weltumfassender Anspruch genommen, den sie mit dem Begriff „Islamischer Saat“ ausdrücken wollen und sie werden auf das reduziert was sie sind: Eine Gruppe von vorübergehender regionaler Bedeutung.
Ebenfalls nur wenig zur Legendenbildung vom großartigen, über allen Anderen stehenden Krieger geeignet ist der zweite Aspekt der mit „Daesh“ verbunden werden kann:
„Daesh“ ähnelt im arabischen Raum dem Wort „Daeshi“ und das steht für scheinheilige Glaubenseiferer, die anderen ihre Meinung aufzwingen und durch säen von Zwietracht der Gemeinschaft schaden.
Auch nach dem Würzburger Attentat ist die Frage „Wie radikalisieren sich junge Männer?“ ganz oben auf der Liste. Auf der Suche nach Antworten müssen wir leider zugeben, dass die Terroristen des „Daesh“ es verstehen junge Menschen (von denen viele keine Perspektive haben und sich ausgegrenzt und abgeschoben fühlen) mit starken Versprechungen zu begeistern. Sie vermitteln Gefühle wie Zugehörigkeit, Selbstwertgefühl und Überlegenheit. Gefühle die unsere Gesellschaft wohl nicht vermittelt.
Es ist an uns das zu erkennen und diesen jungen Menschen nicht nur bessere Alternativen aufzuzeigen sondern ihnen auch bewußt zu machen, dass die Verführer des „Daesh“ sie mit Lügen und leeren Versprechungen ködern wollen und das hintern den Videos und klangvollen Gesängen lediglich brutale Unterdrücker stehen.
Und dabei helfen uns Sprache und Wörter! Nutzen wir sie und sprechen nur noch von DAESH!
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