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Farewell Richie!
Zum Tod Richard von Weizsäckers

Richard von Weizsäcker ist tot.

Mit ihm starb ein Politiker, der wie kein Zweiter für Glaubwürdigkeit in der Politik stand. Das galt nicht nur für seinen Umgang mit der Nazi- und Kriegzeit sondern auch für die „Alltäglichkeit“ der Politik.

Er war es, der 1992 die deutschen Parteien rügte [1], die vor der Wahl machtversessen und nach der Wahl machtvergessen seien. Ein Vorwurf der damals vor allem auf Helmut Kohl zielte und der auch heute manchem Bürger aus Herz (und Verstand) sprechen dürfte.

Über den Witz und die Diskussionsfreude des Richard von Weizsäcker sagt das hier anzuschauende youtube-Video der Talkshow „Leute“ [2] aus dem Jahr 1983 eine ganze Menge. Er selbst sagte -25 Jahre später dazu -„Es gibt kaum eine Veranstaltung dieser Art an die ich mich mit meinen Gefühlen so lebhaft erinnere und so dankbar dafür bin, dass ich sie eben erlebt habe, das ist dieses Gespräch gewesen.“

Das schreibt die ausländische Presse:

New York Times [3]:

„Wie das Büro des Präsidenten a, Samstag mitteilte, ist Richard von Weizsäcker, der erste Bundespräsident des wiedervereinigten Deutschland, der Wächter des moralischen Gewissens seiner Nation, ist gestorben. Er war 94.“

Wahington Post: [4]

„Richard von Weizsäcker, ein einfacher Soldat in Hitlers Armee, der sein weitestegehend repräsentatives Amt als Präsident von Deutschland nutzte, um die Nazi-Vergangenheit seines Lands zu brandmarken und Intoleranz gegen Einwanderer und andere Minderheiten verurteilen, starb am 31. Januar. Er war 94.“

Le Figaro: [5]

„Geboren in einer großen preußischen Adelsfamilie, hat von Weizsäcker mit seiner Rede zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1985 die kontroverse Diskussion um das Ende des Zweiten Weltkriegs ausgelöst, indem er seine Mitbürger aufforderte der Verantwortung für die Shoah gerecht zu werden und das Ende des Dritten Reichs als „Befreiung“ für Deutschland zu erkennen.“

El Pais: [6]

„Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung“ sagte Weizsäcker in einer Rede, an die man sich noch heute mit Emotionen und Respekt erinnert. „An diesem Tag enthüllten wir alle das unmenschliche System der natinalosozialistischen Gewaltherrschaft. Das Geheimnis der Erlösung ist die Erinnerung“, sagte er. Vom 8. Mai 1985 und dank der mutigen Rede Richard von Weizsäcker , war nichts mehr so wie vorher ​​in der kurzen Geschichte des Nachkriegslands.“

Times: [7]

„Richard von Weizsäcker, Präsident der Deutschen, der während des Kriegs an der Ostfront gekämpft hat, aber dann seine Landsleute aufforderte sich ihrer Nazi-Vergangenheit zu stellen. Richard von Weizsäcker, früherer Präsident in Bonn und Berlin, wurde „das deutsche Gewissen“ genannt. Er hatte wenig „direkte Macht“, hatte aber eine höchst einflussreiche Räsenz, als es für das Land galt eine Einstellung zur Nazi-Vergangenheit zu finden und sich den Herausforderungen durch das Ende des Kalten Krieges und der Wiedervereinigung zu stellen. Während Kohl die Mechanismen und Strategien beherrschte, durch die die Wiedervereinigung  erreicht wurde, waren es während der kritischen Zeiten des Wandels die Reden Weizsäckers, die die moralische Basis des neuen deutschen Standorts definierten.“

Zum Abschluss unseres Gedenkens hier der Link zu der vielgerühmten Rede zum 40. Jahrestag [8] der Beendigung des Zweiten Weltkriegs, übernommen aus dem Archiv des Deutschen Bundestags.

…und dieses noch:

„Die Bitte an die jungen Menschen lautet:

Lassen Sie sich nicht hineintreiben in Feindschaft und Haß
gegen andere Menschen,
gegen Russen oder Amerikaner,
gegen Juden oder Türken,
gegen Alternative oder Konservative,
gegen Schwarz oder Weiß.

Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander.“