0 Schmutzige Kriege

Amerikas geheime Kommandoaktionen
von Jeremy Scahill (JS)

Zwei Journalisten waren es, die mich auf Jeremy Scahills Buch aufmerksam gemacht haben. David Goeßmann, der im WDR dvon sprach, dass Scahill ein amerikanisches Sittengemälde nach 9/11 gelungen sei und Joachim Gaertner in der ARD Sendung Titel, Thesen, Temperamente meinte „Dass die USA ttsächlich von Terror bedroht sind, leugnet Scahill nicht. Doch er empfindet es als unerträglich, dass an jeder demokratischen Kontrolle vorbei unschuldige Zivilisten sterben müssen. Und er will, dass die Welt sieht, was wirklich passiert.“

Und dann kam es. 1 Kilo Buch, schwere Ware. Doch das Gewicht verlor sich mit jeder gelesenen Seite. Scahill fesselt vom ersten Moment an und er beweist erneut seine Qualitäten als investigativer Journalist. Wer sein Buch „Blackwater“ kennt, weiß was ich meine.Amerikas geheime Kommandoaktionen passt wie kaum ein anderes in die Zeit der NSA-Affäre und der Diskussion um ein politisches Asyl für Edward Snowden. Nach diesem Buch bin ich übrigens dafür, mehr denn je.

Scahill ruft eindrucksvoll in Erinnerung, wie republikanische Politiker wie Cheney und Rumsfeld schon vor den schrecklichen Ereignissen des 11. September 2001 – damals erfolglos – versucht haben, den amerikanischen Anspruch die einzig verbliebene Supermacht zu sein durch eine neue militärische Stärke zu untermauern.

Da war der 11. September willkommener Anlass diese Pläne in die Tat umzusetzen. Scahill zeigt wie der traumatische Schock dieser Tragödie dazu führte, dass es der politischen Führung Amerikas in dieser Phase gelang eine neue Form der Kriegführung zu beginnen. Mit kleinen, hochqualifizierten Spezialtruppen, überall in der Welt und unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die gewaltige Organisation dieser Aktivitäten wird mit Geheimbudgets direkt aus dem Weißen Haus finanziert.

Mit  Zeugenaussagen, eigenen Geschichten und zahllosen Belegen beschreibt JS wie die Special Forces der US-Armee mit den „Feinden Amerikas“ umgehen und es dabei jederzeit in Kauf nehmen dass Unbeteiligte, auch Frauen und Kinder, Schaden nehmen oder zu Tode kommen. Stellenweise kann man den Eindruck gewinnen, dass da marodierende Söldner unterwegs sind, die jenseits jeder Kontrolle, straflos und nach Gutdünken, agieren.

Das Aufwühlendste an Scahills Buch ist aber zweifellos der damit unwiderlegbar erbrachte Beweis, dass es ausgerechnet Präsident Obama ist, der diese Form der Kriegführung weiterentwickelt hat. Er, der große Hoffnungsträger, der Friedensnobelpreisträger 2009 ist es, der die von Bush, Cheney und Rumsfeld initiierte Kampfmaschinerie weiterführt, ja ausweitet und perfektioniert.

Barack Obama hat den Krieg per Joy-Stick in eine neue Dimension gebracht.

Schmutzige Kriege ist, wie es Glenn Greenwald (er interviewte im Juni Edward Snowden und veröffentlichte dessen Dokumente im Guardian) sagt: „Fesselnd, drastisch und von beispielloser Bedeutung, wenn man die Zerstörung verstehen will, die in unserem Namen gesät wird.“

Die Auswüchse von Amerikas Antiterror-Politik sind aufs äußerste zu verurteilen. Die Gewaltexzesse, die im Rahmen dieser Politik geschehen sind eine Schande für ein demokratisches Staatswesen. Zu diesem Urteil zwingt Jeremy Scahills Buch förmlich.

Bevor man aber daraus ein endgültig negatives Urteil über Amerika ableitet, möge man die Danksagung „auf der Zeile“ lesen. Die vielen Namen, die darin auftauchen, stehen für das andere Amerika. Für das der Freiheit, der Demokratie, des investigativen Journalismus und des Aufbegehrens.

Noch eine Erinnerung möchte ich anbringen: Die an Barack Obamas Rede zum Friedensnobelpreis. Sie drückt das Dilemma aus, aus dem sich all das ergibt, was wir heute beklagen müssen.

Und ganz zum Schluss: Hoffen wir, dass viele deutsche Politiker das Buch lesen. Sie werden dann Menschen wie Edward Snowden eine andere Bedeutung beimessen und hoffentlich entsprechend reagieren.

 

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